Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 142
(PDF, 62 MB)
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hervorgehoben werden11. Warum also sollte nicht er Haldenwang eine Zeichnung als Vorlage
geliefert haben? Ein wichtiger Anhaltspunkt für diese Vermutung ist nicht zuletzt die Tatsache,
dass ein gewisser Arnold - ohne dt geschrieben - als Zeichner auf Haldenwangs Aquatinta ausdrücklich
genannt ist. Die bisherige Zuschreibung der Vorlage an Johann Heinrich Arnoldt ist
unbegründet und kaum stichhaltig. Auch Friedrich Arnold kann schwerlich der Gemeinte sein.
Wenn in der zeitgenössischen Literatur der Name Arnold ohne Vornamen erwähnt wird, ist im
Grunde stets Christoph gemeint12. Darüber hinaus hat auch dessen Kommilitone Georg Moller
Haldenwang Zeichnungen zur grafischen Vervielfältigung unterbreitet - zur selben Zeit und
einmal sogar vom „Gotischen Turm". Wer also möchte es ihm angesichts dieses Sachverhalts
verdenken, Haldenwang bei seiner schönen grafischen Darstellung zugespielt zu haben?

Die wiedergegebene Landschaft mag in ihrer Gefälligkeit und ruhigen Stimmung an Bilder von
Claude Lorrain erinnern. Noch wenige Jahre vor dem Bau des „Gotischen Turms" existierte
auf demselben Stückchen Erde ein französischer Garten „ mit Berceaux, Blumenbeeten etc. ",
wie uns Weinbrenner mitteilt13. Auf Geheiß von Großherzog Karl Friedrich wurde der durch
den vielseitig beschäftigten Garteninspektor Schweiger aus England in einen „ wohlgefälligen "
englischen verwandelt, so wie es sich der verstorbene Markgraf immer schon gewünscht hatte.
Dort, so sagt Weinbrenner, „ erregte die schöne, innige Umwandlung Freude und Erstaunen,
und bald wurde der neue Garten der Lieblings auf enthalt der Fürstlichen Familie ". Ein vom
Großherzog gesetzter Gedenkstein mit der moralisierenden Inschrift „Hier sey der Sitz unschuldiger
Freuden und Ruhe nach wohlthaetiger Arbeit" weckte die Beschaulichkeit romantischer
Einfühlsamkeit. Er hatte die Form eines antiken Altars und harrte seiner Entdeckung
im Schatten blühender Linden. Später, nach dem Tod Karl Friedrichs (1811), ließ Markgräfin
Amalie in Ehrerbietung und Dankbarkeit eine Büste ihres Schwiegervaters auf dem besagten
Altar aufstellen, sodass sich der ursprüngliche Gedenkstein nunmehr als ein erstes Karl-Friedrich
-Denkmal präsentierte.

Mischwald, vorwiegend Linden und Buchen, hier und da auch Pappeln und nicht zuletzt die
drei beim „Gotischen Turm" befindlichen Eichen hatten den einstigen, durch hinzugewonnenes
Gelände vergrößerten Garten in eine wahre Parklandschaft verwandelt, die dank der von
Schweiger vorgenommenen Wegführung und Weinbrenners baulichen Zugaben überraschende
Blickfänge offenbarte. Ungeachtet der Trauerecke war dort die Sinnfälligkeit romantischen Naturgefühls
mit neuem Leben erfüllt worden.

III.

Christian Haldenwang und in gewisser Weise auch Christoph Arnold, die sich beide von Karlsruhe
her kannten und sich später noch einmal in Bad Rippoldsau begegnen sollten - dort baute
Arnold die zweitürmige Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Nikolaus, dort ist Haldenwang verstorben
-, haben mit dazu beigetragen, Weinbrenners „Gotischen Turm" im Gedächtnis zu bewahren
. Selbstverständlich ist Weinbrenners eigene Bezugnahme zur Natur umfassender, als dass
sie sich im Kontext unseres Themas darstellen ließe. Seiner übergeordneten Bedeutung sei es
geschuldet, auf ein weiteres Beispiel für die künstlerische Verflechtung von Natur und Architektur
einzugehen, bevor wir auf Christoph Arnolds Badenweiler Zeichnung zurückkommen.

Wir wissen nicht, wann genau Weinbrenner nach Maßgabe einer rätselhaften, von der Forschung
bislang unberücksichtigten Plankopie - sie befindet sich im sogenannten Skizzenbuch
eines vermeintlichen Schülers namens Schumacher - ein „Nymphäum" für den Park in Weimar

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