Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 145
(PDF, 62 MB)
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lativ seinen Zielsetzungen inbegriffen ist ihm die reine Natur gewesen, wie sie sich als Umwelt
vergegenwärtigt und wie sie sich als Panorama im Blick von den Höhen des Schwarzwalds
darbietet. Unter diesem Gesichtspunkt ist Arnolds Zeichnung mit dem Pavillon in Badenweiler
entstanden (Abb. 1).

Unten rechts, wie es Künstler im Allgemeinen zu tun pflegen, hat er sie signiert19. Ungewöhnlich
ist, dass er sie beschriftet hat, nicht diskret unter dem Bild, wie wir es von Paul Klee
gewöhnt sind, sondern in Form einer Überschrift. Merkwürdig ist auch, dass oben rechts mit
„B.Nro." ein Registraturvermerk vorgesehen war, der allerdings unvollständig geblieben ist.
Wohl versehentlich hat Arnold die Korrespondenznummer seines Begleitschreibens, das Auf-
schluss über den Umstand und die Datierung der Zeichnung gibt, vergessen anzugeben. Gleichwohl
sind wir dank der Aktenlage genau unterrichtet.

Demnach handelt es sich bei dem einrahmenswerten Blatt nicht um die malerische Impression
eines beliebigen Bildmotivs, sondern um die konkrete Darstellung eines 1824 projektierten Pavillons
, der fortan dem Aussichtsturm auf halber Höhe des Burgbergs eine markante Note geben
sollte. Stiche belegen, dass Arnolds Entwurf nach Maßgabe seiner Zeichnung zur Ausfuhrung
gelangte. Den gewaltigen, von Westen her einfallenden Sturmböen trug allerdings die Statik des
zierlichen Rundschirms nur bedingt Rechnung, weshalb man ihn schon bald nach dem Vorbild
eines Monopteros durch Stützen konsolidieren musste. Von dem Aussichtsturm, natürlich auch
von der oberen Burg und dem hinter ihr auf der Rückseite gelegenen „Belvedere", für das Weinbrenner
als Architekt in Beschlag genommen wird, von dem aber auch eine von Arnold signierte
Planzeichnung auf uns gekommen ist20, hat man eine großartige Aussicht in die Rheinebene.
Wie sehr Arnold diesen Panoramablick liebte, bezeugen seine eigenen Worte, die er in Bezug
auf die gewählte Lage des von ihm ebenfalls konzipierten Hotels „Römerbad" zum Ausdruck
gebracht hat21, das - am Berghang unterhalb des Turmes gelegen - zur selben Zeit, als der
Pavillon errichtet wurde, seiner Vollendung entgegenging: „Die Anhöhe von Badenweiler", so
sagt er, „gehört zu den schönsten Punkten des ganzen Breisgaues, sowohl wegen ihrer reizenden
Umgebungen in der Nähe, als auch wegen ihrer großartigen Aussicht in die Ferne. Gegen
den Rhein hin verliert sich der ganz mit Reben besetzte Berg mit sanfter Abdachung in eine äußerst
fruchtbare mit Korn- und Weizenfeldern bedeckte Ebene, welche der Rhein in unzähligen
Krümmungen von Süden gegen Norden durchströmt. Jenseits desselben erblickt das Auge eine
ganze Reihe Ortschaften und Felder auf der französischen Grenze undfindet seinen Ruhepunkt
erst auf den prachtvollen Vogesen. Südwärts dehnt sich die Ebene aus so weit das Gesicht
reicht, und nordwärts öffnet sich die Aussicht noch weit unter dem Punkt, wo der Kaiserstuhl
dem Fuß des Schwarzwaldes bei Heklingen sich nähert. Ostwärts überrascht uns das schöne
Thal, worin das Dorf Oberweiler zwischen grünen Wiesen und mannigfaltig abwechselnden
Baumgruppen liegt, mit dem der majestätische Blauen einen erhabenen Contrast bildet. So
genießt man auf einer Seite der entzückenden Ansicht der Großen Ebene und des Rheinstromes,
auf der andern der des Hochgebirges und des anmuthigsten Thaies. Nebst dieser vorzüglichen
Aussicht wird Badenweiler auch noch durch andere Umstände und Eigenschaften begünstiget,
so dass es zu einem für Fremde äußerst anziehenden heilsamen und stark besuchten Badeort
geworden ist. [...] Doch dies mag hinreichen, dem Fremden einen Begriff von Badenweilers
anmuthiger Lage zu geben und ihn lüstern zu machen, sich selbst davon zu überzeugen22. "

Mit dem Hinweis auf Hecklingen, das man beim besten Willen nicht von Badenweiler aus sehen
kann, vereinnahmt Arnold in seiner Wahrnehmung das Einzugsgebiet von Kenzingen. Gut
und gerne hätte er auch die beiden Kirchtürme von St. Laurentius als perspektivisches Fernziel

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