Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 155
(PDF, 62 MB)
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über den Zweck des Gebäudes, das im Wesentlichen als Stall und Futterreservoir diente. Vorne
links, in einem rechtwinklig angrenzenden Vorbau, befindet sich eine Trotte. Die augenfällige
Giebelwand besticht durch die Monumentalität eines dachkonformen Dreiecksgiebels, der
mit dem Pfarrhaus korrespondiert und zweifellos den Erkennungswert des Anwesens steigert.
Für die gestelzte, aus dem hohen Scheunendach sich ergebende Giebelform hat Arnold offensichtlich
ein Faible gehabt. Nicht nur für den Kirchenbau, sondern auch für den städtischen
Wohnungsbau hat er sie als angemessen erachtet, so beispielsweise beim Merianschen Haus in
Freiburg und nicht zuletzt bei dem erwähnten Amtshaus in Endingen.

Über derartige Wirtschaftsgebäude verfügte nahezu jedes ländliche Anwesen. In einer Weingegend
wie der am Kaiserstuhl war die Existenz von Trotten selbstverständlich. Rar gesät
sind dagegen derartige Planzeichnungen, die als kulturgeschichtliche Bilddokumente auf den
vorrangigen Wirtschaftszweig der Region verweisen und mithin von großem Wert sind36. Seine
zahlreichen Inspektionsreisen ins Kaiserstuhlgebiet und der uneingeschränkte Anblick der
Reben mögen Arnold bewogen haben, selbst so vordergründigen Nebengebäuden seine Wertschätzung
zuteilwerden zu lassen - vielleicht in dem Bewusstsein, dass Wasser wohl der wertvollste
Trunk ist, ein guter Wein aber doch erst den Lebensgeist potenziert.

Zu den schon stattlicheren Gebäuden des vorindustriellen Zeitalters zählten Schulen, Rathäuser
und Bezirksämter. In Buchheim-March baute Arnold ein bemerkenswertes Schulhaus, das man,
da weder dessen kulturgeschichtliche Bedeutung erkannt noch der architektonische Stellenwert
richtig eingeschätzt wurde, 1979 abgerissen hat37. Dem 1826 erstellten Gebäude ging ein Vorentwurf
aus dem Jahr 1819 voraus, der für unser Thema insofern relevant ist, als sich Arnold da
wieder einmal befleißigte, ein kleines Stück Natur in seine Zeichnung einzubeziehen (Abb. 14).
Rechts von dem geplanten Bauwerk, das uns hier nicht näher interessieren soll, blicken wir über
eine rückwärtig von Strauchwerk überhöhte Gartenmauer hinweg auf großzügigen Baumbestand
. Pappeln und Laubbäume lassen sich differenzieren, umspielt vom grünen Bewuchs des
Unterholzes. Mit lockerer Hand und in wahrlich kunstfertiger Darbietung erweist Arnold der
Natur seine Reverenz - wie in der Landschaftsimpression von Badenweiler und wiederum mit
besonderer Vorliebe für den braunen Farbton. Im Kontrast des Bildausschnitts manifestiert sich
sein Anliegen. Alles hat seine Ordnung im Kontext schnörkelloser Architektur und kultivierter
Landschaft. Die Gebäudeecke scheidet Gebautes von Organischem, Kantiges von naturhaft
Rundem und vereint den Gegensatz zu korrelativer Harmonie.

Landschaftlicher Schönheit wollte auch die Architektur entsprechen. Arnolds Bauten überzeugen
alle in ihren ausgewogenen Proportionen und gefallen in ihrem menschlichen Maßstab.
Allein die in der hier wiedergegebenen Abbildung sichtbare Fensterachse genügt, um sich mit
etwas Phantasie ein Bild vom Aussehen des ganzen Gebäudes zu machen. Auf jeden Fall ist es
rechteckig, dem Plan nach ein Kubus mit Zeltdach. Für die Zeit wirkt es modern, für den anvisierten
Standort inmitten eines Dorfes geradezu städtisch. Nur allzu oft hat man beim Bauen auf
dem Lande aus Kostengründen auf die markante Bandrustika des Sockelgeschosses verzichtet.
Es ist dies ein Grund dafür, warum so manches erhaltene klassizistische Bauwerk ein eher gewöhnliches
Erscheinungsbild abgibt. In Buchheim ist durch den Fugenschnitt und das in einer
rundbogigen Blendnische eingezeichnete Halbkreisfenster ein hohes Kellergeschoss angezeigt.
Darüber befindet sich die Schulstube und ganz oben, getrennt durch ein schlichtes Gurtgesims,
die Wohnung für den Lehrer. Auf der Rückseite, zum Hof hin, hat Arnold noch eine kleine
„Registratur" angeordnet, um so der erwünschten Funktion eines Rathauses gerecht zu werden,
freilich ohne deshalb das Gebäude durch ein Glockentürmle zu charakterisieren. Alles ist auf

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