Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 212
(PDF, 62 MB)
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keinen Parteipolitiker, sondern einen „schicksalsverbundenen Helfer und Betreuer" wählen
sollte. Gewählt wurde Herbert Ziegenhagen29. Kümmel hatte vor der Wahl aus beruflichen
Gründen und wegen Überarbeitung eine Wiederwahl zum 1. Vorsitzenden abgelehnt. Das Amt
des 2. Vorsitzenden nahm er jedoch an. Schriftführer wurde Richard Gierschner, der über die
Gründung einer Kulturgruppe berichtete, was auf großes Interesse stieß. Zuvor hatte Kümmel
der Stadtverwaltung noch besonders gedankt. Auch wenn noch nicht allen Vertriebenen ihre
Wünsche hätten erfüllt werden können, so hätten doch gerade die Vertriebenen gut untergebracht
werden können. Ferner sei es gelungen, zahlreichen Vertriebenen wieder einen Arbeitsplatz
zu verschaffen.

Der Straßenwart und spätere Betriebsassistent Ziegenhagen (geb. 1909) stammte aus Pommern
und kam im Mai 1951 über Nimburg nach Kenzingen, wo er im Balger wohnte. Ziegenhagen
verstarb 1978 in Kenzingen. Möglicherweise galt die Mahnung Kümmels Ziegenhagen,
denn dieser wurde zusammen mit Heinrich Fuchs im Januar 1952 in den Vorstand der SPD-
Ortsgruppe gewählt30, spätestens bei der Gemeinderatswahl 1953 kandidierte er jedoch für den
GB/BHE31. Ziegenhagen scheint ein ambitionierter und geselliger Mensch gewesen zu sein.
Zum einen deutet darauf sein parteipolitisches Engagement hin, zum anderen wirkte er 1953
beim Kenzinger Fasnetumzug mit. Die Zeitung maß der Beteiligung eine hohe symbolische
Bedeutung integrativer Art bei. Sie schrieb: „Sehr sinnfällig brachten die Heimatvertriebenen
ihre enge Bindung zur neuen Heimat zum Ausdruck. Rübezahl, der allen bekannte Berggeist,
machte seine erste Begegnung mit dem Wellenbengel und den niedlichen Schnaken. Dass
Ziegenhagen sich jetzt im Schlaraffenland befindet, ist allerdings für seine Landsleute ein
schwacher Trost ...32."

Welche weiteren Personen waren um 1953 im Vorstand aktiv? Damals fungierte als Kassierer
Heinrich Fuchs, als Unterkassierer Josef Höfer und als Schriftführer [Richard] Gierschner33.
Wie eingangs dargestellt, existierte neben dem BVD auf Bundes- und Landesebene noch der
VdL. Auch in Kenzingen hielten die Landsmannschaften sporadisch Versammlungen ab. Zum
Beispiel begrüßte Ernst Höfer namens der Sudetendeutschen Landsmannschaft im Juni 1952
im „Gasthaus Schieble " die Kenzinger Sudetendeutschen zu einer Veranstaltung34. Nach Höfers
Angaben zählten die Sudetendeutschen in Kenzingen über 50 Personen. Ferner warb man
1954 im Rahmen einer Veranstaltung für die Fahrt zum Sudetendeutschen Tag nach Nürnberg;
Ansprechpartner war hierzu Josef Schnabl35. Da der BVD-Ortsverband einen Rückzug der
landsmannschaftlich Interessierten aus dem BVD vermeiden wollte, strebte er die Einbindung
dieser Kreise an. Deshalb wurden für die jeweiligen Vertreibungsgebiete Obleute gewählt:
Ernst Höfer (Sudetenland), Richard Gierschner und Gerhard Scholz (Schlesien), Paul Schulz
(Ostpreußen), Heinrich Fuchs und Herbert Ziegenhagen (Pommern)36.

Nach zwei Jahren Vorsitz lehnte Ziegenhagen eine Wiederwahl ab37. Per Akklamation wurden
im März 1954 gewählt: Walter Krall als 1. Vorsitzender, Franz Bloch als 2. Vorsitzender, Ilse
Weiner als Schriftwartin, Herbert Loch als Kulturwart und Josef Höfer als Kassierer. Die abschließenden
Worte in der Rede des Kreisvorsitzenden Walter Martin legte der Berichterstatter
der Zeitung auch dem neuen Vorstand nahe: Zuerst solle man den Frieden in „ uns " und dann
mit dem Nächsten schaffen, dann werde gegenseitige Hilfe zur Selbstverständlichkeit. Dies
lässt nur die Interpretation zu, dass es unter den Kenzinger BVD-Mitgliedern ziemlichen Streit
gegeben haben muss. Über den Inhalt des Streits findet sich allerdings weder in der Lokalzeitung
noch in den Archivalien des Stadtarchivs etwas.

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