Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 214
(PDF, 62 MB)
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eine Ehrenurkunde mit Ehrenabzeichen. Diese Auszeichnung bezog sich nicht nur auf die Vergangenheit
, sondern er sollte damit vor allem auch zu weiterem Engagement ermuntert werden.
Allerdings konnte auch Krall den Niedergang des Ortsverbandes nicht aufhalten. Es finden sich
zwar zahlreiche Ankündigungen von BVD-Versammlungen, aber keine Berichte dazu. Ob der
Korrespondent lieber nichts als über den desolaten Zustand des BVD-Ortsverbandes schreiben
wollte? So fehlt denn auch 1957 eine Notiz über die üblicherweise jeweils im Frühjahr
anstehenden Vorstandswahlen. Eine Mitgliederehrung als Ansporn für einen weiteren Einsatz
wurde Ende 1957 nochmals vorgenommen, nämlich auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung
des BVD am 2. November 195747. Nach der Totenehrung wurden in Gegenwart von
Bürgermeister-Stellvertreter Rudolf Stadelbacher vier Ortsverbandsmitglieder mit Ehrenurkunde
und Ehrennadel des Bundespräsidiums ausgezeichnet: Herbert Ziegenhagen (als ehemaliger
Ortsverbandsvorsitzender), Oskar Dutter, Franz Bloch und Willi Klose.

1957 befand sich das Verhältnis zwischen Stadtverwaltung und Flüchtlingen wohl wieder in
einer kritischen Phase. Darauf deuten zwei Dinge hin: nämlich die besondere Begrüßung des
Bürgermeister-Stellvertreters und eine briefliche Bemerkung des BVD-Geschäftsfuhrers. Mit
Stadelbacher kam nicht der Bürgermeister selbst, außerdem dürfte ihn Krall als sein Kollege
im Vorstand des „Verbands der Kriegsgeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner
Deutschlands" (VdK) zu einem Besuch ermuntert haben. Geschäftsführer Ernst Schmidt hatte
sich in einem Bittschreiben um einen finanziellen Beitrag zur Weihnachtsfeier bei Bürgermeister
Leberer dafür bedankt, dass er mitwirke, das Verhältnis zwischen Flüchtlingen und
Stadtverwaltung enger zu gestalten. Ohne Nennung eines konkreten Streitfalls schrieb Schmidt
weiter: „Ich bin überzeugt, dass sich unter uns Elemente befinden, die für die Stadtverwaltung
untragbar sind, diese haben sich durch ihr unkorrektes Verhalten außerhalb unserer Reihen
gestellt, und sind also keine Mitglieder unseres Verbandes. - Bitte Sie höflichst, die schlechte
Meinung gegen Flüchtlinge nicht zu verallgemeinern^. " Der BVD versuchte hier eine Schadensbegrenzung
und es spricht einiges dafür, dass es BVD-Mitglieder waren, die hier Konflikte
provoziert hatten, derer sich der Vorstand nur durch Ausschluss zu erwehren wusste. Sollte
diese Vermutung zutreffen, so waren auch interne, ortsverbandsspezifische Gründe für den Niedergang
des BVD in Kenzingen verantwortlich.

Für die Jahreshauptversammlung des BVD am 1. März 1958 waren ursprünglich Vorstandsergänzungswahlen
vorgesehen49. Sie wurden jedoch verschoben, denn man wollte in ca. zwei
Monaten im Zuge des Zusammenschlusses der Vertriebenenorganisationen einen neuen Gesamtvorstand
wählen. Bis dahin übernahm der Ehrenvorsitzende Krall nach inständigem Bitten
weiter den 1. Vorsitz. 2. Vorsitzender wurde [Oskar] Tutta und Kassierer [Anton] Thiel [nicht:
Thiele]. Vom Berichterstatter wurde dabei Geschäftsführer Schmidt ausdrücklich lobend erwähnt
, was auf seine tragende Rolle im Ortsverband verweist. Möglicherweise wurde kein 1.
Vorsitzender mehr gewählt, denn den restlichen Schriftverkehr mit der Stadt unterzeichnete
nunmehr der Schrift- und Geschäftsführer Schmidt. Er wurde 1889 in Magdeburg geboren.
Im September 1954 war der verwitwete Tapeziermeister aus Bückeburg zugezogen. Auch er
wohnte im Balger. Im August 1963 verzog er nach Hannover, später ins nahe Laatzen, wo er
Ende 1974 verstarb50.

An der Person Schmidts sowie der verstärkten Beschäftigung mit der Politik der DDR und den
„Sowjetzonenflüchtlingen"51 lässt sich eine gewisse Klientelverschiebung festmachen. War die
IG beziehungsweise der BVD durch die Binnenumsiedler ab Anfang der 1950er-Jahre zu einem
starken Ortsverband herangewachsen, so verlor er schon ab Mitte dieses Jahrzehnts Mitglieder

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