Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 217
(PDF, 62 MB)
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in denen Pöschko Mitglied war, Trauerreden. So sprach laut Zeitung zwar Ernst Höfer für die
Sudetendeutsche Landsmannschaft, jedoch niemand für den BVD oder die eventuelle Nachfolgevereinigung
BdV.

Klientelspezifische und organisatorische Probleme

Wie oft trafen sich die IG beziehungsweise der BVD? Zumindest Anfang und Mitte der 1950er-
Jahre wurden nahezu monatlich Versammlungen einberufen. Das spricht für ein intensives Vereinsleben
mit breiter Beteiligung der Mitglieder. Auch zeigte so der Vorstand, dass ihm an
einer regen Kommunikation mit der Basis gelegen war. Darüber hinaus war die Häufigkeit der
Versammlungen auch notwendig, denn viele Besucher nutzten nach dem offiziellen Teil die
Möglichkeit, sich vom Vorstand oder Referenten Rat und Hilfe zu holen.

In den Ortsverbandssitzungen wurden vielfältige Themen behandelt. Als ein Beispiel mag die
Sitzung vom Juni 1953 dienen, in der der Ablauf des „Tages der Heimat", ein Ausflug in den
Schwarzwald und die Organisation einer Gedenkfeier für die Opfer des 17. Juni besprochen
und Informationen zur Hausratshilfe gegeben wurden65. Es ging also um kulturpolitische Veranstaltungen
, Stärkung des Gemeinschaftsgefühls, alltagspraktische Informationen und Hilfen,
Deutschlandpolitik nebst Gewinnung von neuen Mitgliedern (hier: DDR-Flüchtlingen).

Thematisch dominierte in den ersten Jahren die soziale Frage. Außer der Unterstützung und
Beratung zwecks Erlangung von angemessenem Wohnraum und Hausrat sowie Arbeitsplätzen
fungierte der Ortsverband als Vertretung der Vertriebenen gegenüber der Stadt. Wie bereits
erwähnt, sorgte die Wohnraumzuweisung für Zündstoff. Später war die sachgerechte Verwendung
der Wohnungsbaumittel für Vertriebene ein heikles Thema. Auch galt es, sich in die einschlägigen
Gesetze (wie Soforthilfegesetz von 1949, Lastenausgleichsgesetz von 1952, Bundesvertriebenengesetz
vom 1953) einzuarbeiten und die Mitglieder darüber zu informieren.

Im Einzelnen wurden beispielsweise Informationsveranstaltungen mit eigenen und auswärtigen
Referenten organisiert, so etwa die am 29. Juli 1950 mit Hugo Schumacher (SPD) aus
Freiburg über Hausrats-, Unterhalts-, Aufbau- und Ausbildungshilfe im Rahmen des Soforthilfeprogramms66
. Daneben vertrat die IG energisch die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber der
Stadt, was im September 1950 in einen handfesten Konflikt mündete. Der Vorsitzende Scholz
hatte die Unterbringung einer der Stadt zugewiesenen Familie stark gerügt67. Die Stadt sei früh
genug über die Zuweisung informiert gewesen. Die betreffende Wohnung hätte rechtzeitig bewohnbar
gemacht werden können und die Flüchtlinge nicht „ in einen Saustall" eingewiesen
werden müssen. „Letzten Endes sind diese Opfer der Zeit keine Zigeuner und selbst diese verlangen
als Menschen behandelt zu werden. " Die IG wolle beiden Seiten dienen, schrecke aber
nicht davor zurück, „Missstände anzuprangern und sie der Öffentlichkeit sowie den vorgesetzten
Behörden zur Kenntnis zu bringen ". Im Übrigen hoffe man, dass es sich nur um „ eine
einmalige Entgleisung" gehandelt habe.

Der zuständige städtische Mitarbeiter kommentierte das Schreiben am Rand mit „ Unverschämtheit
" und dem Namen des vermuteten tatsächlichen Verfassers des Briefes. In ihrer
Antwort führte die Stadt als erstes die „äußerst lange Zeit" an, nach der die IG bezüglich
der Unterbringung von Flüchtlingen überhaupt etwas von sich habe hören lassen68. „Es ist
einfach zu kritisieren, doch wenn man sich dieses Recht, das allerdings jedem zusteht, zu eigen
macht, so muss man von einer Interessengemeinschaft wie die Ihrige verlangen, dass sie sich
bei der Unterbringung von Flüchtlingen in jedem Fall interessiert und engste Verbindung mit
der Stadtverwaltung in dieser Richtung aufnimmt, was bis jetzt leider nicht der Fall war. " Dem

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