Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 218
(PDF, 62 MB)
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Vorsitzenden warf die Stadt „vollkommene Unkenntnis " vor, außerdem sei er auf „ das Gerede
Einzelner" hereingefallen. Nach der Darstellung ihrer Sicht der Dinge bemerkte die Stadt, dass
der eigentliche Verfasser lange Zeit selbst Mitglied der Wohnungskommission gewesen sei und
„einen kleinen Einblick" in die Kenzinger Wohnverhältnisse erhalten habe. Trotzdem habe er
keinerlei Verständnis für die Unterbringungsprobleme an den Tag gelegt. Künftig hoffe man bei
der nächsten Ankunft von Flüchtlingen auf die Hilfe der IG bei der Unterbringung.

Der Schriftwechsel offenbart zunächst Partizipations- und Kommunikationsprobleme. Die IG
scheint sich bis dahin nicht allzu intensiv um die Unterbringung gekümmert zu haben, dagegen
hatte die Stadt die IG allerdings auch nicht kooptiert. Insofern hätte es früher oder später zu
einem solchen Eklat kommen müssen. Des Weiteren ist dieser Konflikt ein guter Beleg dafür,
dass die IG, hier besonders der Vorstand, sich erst einmal in ihren beziehungsweise seinen
Aufgabenbereich einfinden musste. Umgekehrt tendierte die Stadt dazu, die IG als verlängerten
Arm der Verwaltung zu sehen. Darüber hinaus untergruben sowohl der vermutete eigentliche
Verfasser und noch mehr die Stadt die Autorität des gewählten Vertreters: sie trugen einen Konflikt
hinter dem eigentlichen Konflikt auf dem Rücken des IG-Vorsitzenden aus.

Im Vergleich zu anderen Vereinen fallt die hohe Fluktuation im IG- beziehungsweise BVD-
Vorstand auf. Da die Vertriebenenorganisation zwecks Lösung existenzieller Probleme gegründet
worden war, bedingte dies hohe Erwartungen an den Vorstand. Verhielt er sich der Stadt und
dem Kreis gegenüber zu kompromissbereit, drohte ihm die Abwahl; trat er diesen gegenüber zu
forsch auf, sank das Verständnis der offiziellen Stellen für die vorgebrachten Nöte. Zu diesem
Dilemma kam noch der hohe zeitliche Einsatz. Bei alledem mussten die Vorstandsmitglieder
auch an ihr eigenes Fortkommen denken. Es war dieser Mix von Gründen, der die häufigen
Wechsel in der Vorstandschaft mitbedingte.

Fragliche parteipolitische Neutralität

Von der bundesweiten Öffentlichkeit wurde das enge Verhältnis des BVD und seiner Mitglieder
zum GB/BHE immer wieder kritisiert, da sich der BVD laut Satzung als überparteilich
verstand. Von der Satzung her zur parteipolitischen Neutralität verpflichtet, engagierten sich
- ähnlich wie auf Landes- und Bundesebene - auch in Kenzingen viele B VDler in der Vertrie-
benenpartei. Dies belegen auch die Wahlen zum GB/BHE-Ortsvorstand im Januar 195569. Ein
Zeitungsbericht nannte die einzelnen Vorstandsmitglieder: 1. Vorsitzender Josef Guski, 2. Vorsitzender
Heinrich Fuchs, Kassierer Bruno Praetorius, Schriftführer Gustav Sichau, dann die
Beisitzer [Ernst] Zahn, [Paul] Kümmel, [Herbert] Ziegenhagen, [Walter] Hennemann, [Ernst]
Schloßhauer, [Paul] Barowski, [Richard?] Hoffmann, Paul Schulz sowie den Organisationsund
Pressewart Herbert Loch.

Die Doppelmitgliedschaften reduzierten gerade in Wahlkampfzeiten zum einen die BVD-Akti-
vitäten. Etwa berichtete die „Kenzinger Zeitung" von einer BVD-Sitzung Ende Oktober 1953:
„Durch wichtige innenpolitische Ereignisse [Bundestagswahlkampf] wurden die Versammlungen
einstweilen zurückgestellt und erst nach längerer Zeit, nachdem wichtige und akute Fragen
zu besprechen waren, wieder einberufen. " Zum anderen verprellte man BVD-Mitglieder, die
sich anderen Parteien verbunden fühlten. Ganz besonders aber bot man Gegnern des GB/BHE
unter den Vertriebenen und vor allem Einheimischen das Separierungsargument „frei Haus ".
Auf einer CDU-Wahlkampfveranstaltung zur Bundestagswahl 1953 behauptete ein „Ostzo-

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