Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 219
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2013-32-33/0221
nenflüchtling", dass sich der GB/BHE „praktisch gegen die Einheimischen" richte70. Dieses
Argument konnte im Falle von Doppelmitgliedschaften auch auf den BVD übertragen werden.

Nicht zuletzt die enge Bindung an den GB/BHE bewirkte, dass der BVD vielfach als verlängerter
Arm der Partei angesehen und offen oder verdeckt bekämpft wurde. Zudem wurde
deshalb auch die „Hauptarbeitsgemeinschaft der Organisationen der Heimatvertriebenen"
(HÖH) als Konkurrenzorganisation zum BVD gegründet. Hierbei handelte es sich um einen
Zusammenschluss von Verbänden der freien Wohlfahrtspflege, Flüchtlingsausschüssen der Parteien
und Landsmannschaften der Heimatvertriebenen, der als Geschädigtenverband im Sinne
des Lastenausgleichsgesetzes anerkannt worden war71. In Kenzingen war die HÖH nicht aktiv.
Gleichwohl war Anfang 1954 die HÖH für die Stadt und den Landkreis Freiburg gegründet
worden, und auch im Kreis Emmendingen existierte sie72.

Kulturelle Veranstaltungen als Attraktion und politische Botschaft

Neben der Sozialpolitik entfaltete der Ortsverband mangels eines VdL-Ablegers in Kenzingen
zahlreiche kulturelle Aktivitäten. Als die wichtigste wiederkehrende kulturelle Veranstaltung
mit hochpolitischem Charakter ist der „Tag der Heimat" zu nennen (vgl. Abb. 4). Der Begriff
„Heimat" erlebte in Verbindung mit Flucht und Vertreibung eine ungeheure Karriere. Dies ist
auch an dem Begriffswechsel von „Flüchtling" zu „Heimatvertriebener" im offiziellen Diskurs
abzulesen. Das negativ konnotierte Wort „Flüchtling" wurde durch den geadelten Begriff „Heimatvertriebener
" ersetzt. Bemerkenswert ist hier, dass man nicht einfach „Vertriebener" sagte,
sondern bewusst den Zusatz „Heimat" davor setzte. Die begriffliche Wende kann man um 1950
ansetzen, wozu sicherlich auch die Verabschiedung der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen
" beitrug. War der persönliche Bezug auf die „Heimat" in den ersten Nachkriegsjahrzehnten
- besonders solange die Flüchtlinge noch nicht richtig im Westen Fuß gefasst hatten - mehr
als nachvollziehbar, so wurde er seit seiner Einführung in starkem Maße politisch instrumentalisiert
, um Grenzrevisionen durchzusetzen und von deutscher Schuld im Zweiten Weltkrieg
abzulenken.

War in regierungsamtlichen Erlassen und Aufrufen schon einiges zur Ausgestaltung von Ver-
triebenenfeiern geschrieben worden, so vereinbarten einige Vertriebenenorganisationen 1953
gemeinsame Richtlinien zum Selbstverständnis und der Gestaltung der Feier73. Der „Tag der
Heimat" sollte als Heimattag, nicht als Kampftag gemeinsam vorbereitet und durchgeführt werden
. Er sollte grundsätzlich als örtliche Veranstaltung begangen werden. Das Programm sollte
folgende Punkte umfassen: Ausschmückung von Privathäusern und öffentlichen Gebäuden,
Beflaggung, Gottesdienste, Glockengeläut außerhalb derselben, Kundgebung, abends geselliges
Beisammensein.

Mit Ausnahme von 1954 begingen die Vertriebenen und die südbadischen Alteingesessenen
jeweils ihren eigenen „Tag der Heimat". Dieser Tag entwickelte sich bundesweit zum Hauptgedenktag
der Vertriebenenverbände, an dem sie ihre jeweiligen Forderungen in die Öffentlichkeit
trugen und tragen. Die ersten Feiern für die Vertriebenen des Kreises Emmendingen fanden
in der Kreisstadt jeweils Anfang August 1950 und 1951 statt74. Veranstalter war der Kreisverband
der IG. Inhaltlich wurde neben der Behebung sozialer Missstände die Rückkehr in die alte
Heimat gefordert. Die „Tage der Heimat" in Emmendingen 1950 und 1951 gaben sowohl vom
Inhalt als auch vom Äußeren her das Muster ab, nach dem der Kenzinger Ortsverband ab 1952
seinen „Tag der Heimat" durchführte.

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