Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 224
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2013-32-33/0226
Die kulturellen Veranstaltungen nutzte man auch, um den Willen der Vertriebenen zur Eingliederung
zu unterstreichen, weshalb bewusst die Einheimischen eingeladen wurden, ganz zu
schweigen von den Vertretern der Stadt.

Des Weiteren versuchte der BVD, seine Mitglieder mit der neuen Heimat bekannt zu machen.
So wurden Vorträge organisiert wie etwa der von Professor Rudolf Kaiser Mitte August 1954
über die neue Heimat91. Der Realschullehrer Kaiser war in den 1950er-Jahren in Kenzingen der
Vorsitzende des Schwarzwaldvereins. Auf dieser Veranstaltung wertete der BVD-Kreisvorsit-
zende Martin die Heimatliebe als Brücke zwischen Einheimischen und Vertriebenen. Ortsvorsitzender
Krall betonte, dass durch den Abendvortrag die Vertriebenen in näheren Kontakt zu
den Einheimischen gekommen seien. Von integrativer Bedeutung waren die Ausflüge in die
nähere Umgebung. Sie dienten nicht nur der Entspannung, sondern auch dazu, die Vertriebenen
mit ihrer neuen Heimatregion bekannt zu machen.

Abb. 6: Stempel des BVD-Ortsverbands Kenzingen um 1958, StA-KE 2 A - 1086

Resümee

Der 2012 verstorbene Ernst Hauler hat zweifellos recht, wenn er schreibt, „dass der Bund der
Vertriebenen [richtig: Bund der vertriebenen Deutschen] in den fünfziger Jahren eine sehr rege
Tätigkeit entfaltet hat"92. Der Vertriebenenortsverband erfüllte als Gruppenvertretung nicht nur
die Funktion eines Sprachrohrs gegenüber der Stadt, anderen Stellen und Personen. Mit Festen
und Feiern warben die IG und der BVD in der lokalen Öffentlichkeit auch um Akzeptanz für
die Vertriebenen und ihre Probleme. Einheimische und Neubürger sollten zusammentreffen
und ein gegenseitiges Verständnis aufbauen, was allerdings nur in Maßen funktionierte. Für die
Vertriebenen bot der Ortsverband eine wichtige Anlaufstation bei Problemen. Ein ähnlicher Erlebnishorizont
schuf hierfür eine vertrauensvolle Basis. Darüber hinaus bildete der Verband mit
seinen Veranstaltungen eine Art Rückzugsraum im harten Alltag. Nicht zuletzt die heimatlichen
Veranstaltungen mit der selektiven Konstruktion von Heimat halfen einerseits die angekratzte
Identität vieler Vertriebener zu stabilisieren. Andererseits sorgte die stete Beschwörung der alten
Heimat dafür, dass gerade etliche ältere Menschen im südbadischen Raum nie „ankamen".

224


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2013-32-33/0226