Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 230
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2013-32-33/0232
Alfons Klein malt das
Kenzinger Reliquiar
des heiligen Innocentius

Helmut Reiner

Wie kommt ein Künstler dazu, sich mit dem
heiligen Innocentius zu beschäftigen und sein
Kenzinger Reliquiar zu malen?

Der Schwetzinger Maler und Illustrator
Alfons Klein, Ehemann der in den 1950er-
Jahren am hiesigen Progymnasium unterrichtenden
Kunsterzieherin Renate Kremer, war
ein kommunikationsfreudiger und vielseitig
interessierter Mensch. Die Entwicklung
seiner künstlerischen Anlagen verdankt
er dem Studium an der Freien Akademie
Mannheim und der Karlsruher Staatlichen
Kunstakademie bei den Professoren Wilhelm

Schnarrenberger und Otto Laible aus Haslach. Abb- 1: Der Maler Alfons Klein> den Genüssen
Den Bildermacher, wie er sich nannte, fessel- des Lebens zu§etan (1990)- Privatfoto,
te besonders die Wirklichkeit zweier Welten,

wie sie sich im Märchen, der Fabel und anderen literarischen Gattungen offenbart. Die Realität
des Schicksals, das unentwegte Spannungsfeld des Lebens, davon war der Freund des Schönen,
Alfons Klein (Abb. 1), nicht minder ergriffen.

Die Lektüre von Georg Büchners „Wozzeck", das erschütternde Arme-Leute-Stück war es,
das den Bildner während seiner Kenzinger Jahre animierte zur Umsetzung in 24 expressive
Zeichnungen, um sie zusammen mit einer ästhetischen Textfassung in einer großformatigen,
bibliophilen Ausgabe zu veröffentlichen. "[...] ein Schauspiel ohnegleichen, wie dieser missbrauchte
Mensch in seiner Stalljacke im Weltall steht, malgre lui [dem zum Trotz], im unendlichen
Bezug der Sterne. " (Rilke)

Als leidenschaftlichem Leser und Kenner der Literatur blieb Klein auch die Kenzinger
Geschichte nicht unbekannt, besonders ihre historischen und architektonischen Zeugnisse. So
entstanden während des zehnjährigen Aufenthalts in der Stadt neben zahlreichen Entwürfen,
Zeichnungen und Studien auch Farbskizzen vom Reliquiar des heiligen Innocentius aus
der Hürnheimkapelle, die er in Öl- und Wasserfarben variierte. Ihm waren die schriftlichen
Aufzeichnungen an diesem Märtyrer wohl bekannt. In Agaunum im schweizerischen Wallis,
wo sich sein Opfertod ereignete, wurde diesem christlichen Soldaten und Gefährten des heiligen
Mauritius zu Ehren von der Thabäischen römischen Legion (369-391) eine Basilika gebaut
, die die Reliquien des Enthaupteten aufnahm.

Mehrere Jahre nach dem Martertod wurden die Gebeine des Innocentius entdeckt und an
verschiedene Kirchen verteilt1. Dem Kenzinger Kirchenführer von 1962 zufolge kamen die
Überreste in die Obhut des Frauenklosters Wonnental und später in die Pfarrkirche Sankt

230


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2013-32-33/0232