Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 267
(PDF, 62 MB)
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Ein Glaubensort besonderer Art lag an der Wegstrecke nach Bombach - dort am westlichen
Ortseingang "Im Weingarten": zwei an diese Stelle verbrachte Sühne- beziehungsweise
Gedenkkreuze, deren Herkunft und Bedeutung im Dunkeln liegen. Es besteht hierbei lediglich
die Annahme, dass sie durch den Verursacher eines unnatürlichen Todes ohne nachgewiesene
Absicht als symbolisches Zeichen des Vergleichs mit der Familie des Getöteten zu setzen waren
. Weiter waren die Kosten für ein angemessenes Begräbnis und eine entsprechende Zahl von
Opfermessen durch den Übeltäter zu erbringen.

An der Bombacher Dorfkirche war Hedwig Schilling als Vertreterin der Pfarrgemeinde St. Sebastian
zur Stelle und erzählte viel Wissenswertes aus dem Gemeindeleben der seit 1270 bestehenden
Pfarrei. Als älteste öffentlich zugängliche Sakralplastik schmückt eine Holzmadonna
seit 1330 den Kirchenraum. Aus der Reformationszeit berichtet die Chronik von verheirateten
Pfarrern ohne bischöflichen Auftrag; mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges war die Pfarrerstelle
verwaist und wurde bis 1780 als Filiale des benachbarten Heimbach mitversehen. Die
Investitur mit einem eigenen Ortspfarrer fiel in die Zeit der 1787 fertiggestellten neuen Kirche.

Mit zunehmendem Mangel an Pfarrernachwuchs kam es ab 1955 auch zur Einsetzung von
rüstigen Pfarrpensionären oder wie in den zurückliegenden beiden Jahrzehnten zur Personalunion
des Kenzinger Stadtpfarrers mit der Stelle in Bombach; das neueste Modell zur Lösung
der Personalklemme sind sogenannte "Seelsorgeeinheiten" mehrerer Pfarreien. Zum Abschied
ließ Wolfram Stützle als treuer Begleiter des Touren-Projekts die Orgel erklingen.

Auf dem alten Weg nach Hecklingen, aber noch in der Gemarkung Bombach, passierte die
Gruppe das als "Enderles-Kreuz" bekannte Prozessionskreuz. Sagenumrankt wie so manches
Flurdenkmal, soll zuzeiten des Dreißigjährigen Krieges an diesem Ort ein Eremit namens
"Enderle" gehaust haben. Als dem Einsiedler kundig wurde, dass marodierende Soldaten
von der Rheinebene her den Weg Richtung Bombach nehmen würden, soll er mit einem Reisighaufen
ein großes Feuer entfacht haben um vorzutäuschen, dass Bombach brenne. Durch
diese List sei Bombach von der Plünderung verschont und zu seinem Andenken ein Kreuz
errichtet worden.

Mit Hecklingen wurde als letzte Station der einstige Hauptort der ritterschaftlichen Herrschaft
Lichteneck erreicht, deren landesherrliche Ansprüche auch die Dörfer Forchheim und Umkirch
einschlössen. Das Patronatsrecht mit dem Recht der Pfarrereinsetzung gehörte hier zum Inventar
der feudalen Rechte und Ansprüche.

Der romanische Stilelemente aufweisende Turm der St. Andreas-Kirche entstand zur Mitte des
14. Jahrhunderts. Im Jahr 1532 machten die protestantisch gewordenen Grafen von Tübingen
den vergeblichen Versuch, in ihrem Dorf die Reformation einzuführen. 100 Jahre später, als der
Dreißigjährige Krieg den Breisgau erreichte, wurde Hecklingen nahezu entvölkert und viele
Jahre fanden wichtige Glaubensereignisse wie schon bei Bombach in Heimbach statt. Mit der
1675 erfolgten Belagerung und Zerstörung von Burg Lichteneck kam es auch zur Verwüstung
des Dorfes und seiner Kirche. Erst vier Jahrzehnte später konnte mit dem Wiederaufbau begonnen
werden. Dieser fand 1738 seinen Abschluss, als bei der Barockisierung des Turmes dieser
anstelle des bisherigen Spitzdaches einen Zwiebelaufsatz und einen höhergelegten Glockenstuhl
für drei Glocken erhielt.

Von der Mesnerin Irene Müller engagiert empfangen, gab es für die auswärtigen Besucher
auch hier wieder eine interessante Mischung aus religiösem Brauchtum und Gemeindeleben

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