Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 273
(PDF, 62 MB)
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Hochzeit zu Kana, Evangelias aus Erfurt, 1230. Copyright by Buch-Kunstverlag Ettal

den schwachen Magen, erfrischt die ermatteten Kräfte, heilt Wunden an Leib und Seele, verscheucht
Trübsal und Traurigkeit, verjagt die Müdigkeit der Seele, bringt Freude und entfacht
unter Freunden die Lust am Gespräch

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In aller Weisheit klingt hier an, wofür wir danken, wenn wir neben dem täglichen Brot für den
Wein als einer ganz besonderen Gabe Gottes danken. Die Wetterverhältnisse der vergangenen
Wochen haben uns wieder einmal unsere Grenzen aufgezeigt und auch der, der in ganz anderen
Bereichen schafft und sich seinen Lebensunterhalt erwirtschaftet, muss sich der Abhängigkeit
des Menschen von der Natur bewusst bleiben. Und darum ist nicht tumbe Gleichgültigkeit der
Natur gegenüber angesagt, sondern Dankbarkeit, denn wer dankbar ist, der denkt ja immer auch
über den Grund seiner Dankbarkeit nach, der wird empfindsam und aufmerksam für all das, was
uns neben aller menschlicher Arbeit eben gerade auch die Natur schenkt.

Was ich auch erst mit der Vorbereitung auf diese Predigt gelernt habe, ist, dass Martin Luther
selbst nicht nur gern Bier trank, ich komme darauf gleich noch einmal zu sprechen, sondern
auch einige Hundert Weinstöcke besaß und somit auch selbst Wein anbaute. So sagte er im
November 1538, als er den Hochzeitswein für seine Schwester probierte: „Man soll den Gästen
einen guten Trunk anbieten, dass sie fröhlich werden, denn wie die Schrift sagt: ,Das Brot
stärkt des Menschen Herz, der Wein aber macht ihn fröhlich ... '3. " Seinen - wohl recht sauren
Wein - verfeinerte er mit ebenfalls selbst angebauten Feigen und Melonen, sodass es einen
ganz schmackhaften Tropfen gab. Für den Alltag liebte er neben seinem wohl noch geliebteren
Bier einen lieblichen Weißwein, für besondere Anlässe gab es dann einen trockenen Rotwein.

Bleiben wir einen Augenblick bei Martin Luther, weil er uns auf eine ganz wichtige Spur bringen
kann im Umgang mit Bier und Wein. Zum Wein sagte er einmal: „Der Wein und die Weiber
bringen manchen Jammer und Herzeleid, machen viele zu Narren und zu wahnsinnigen Leuten.
Wollen wir darum den Wein wegschütten und die Weiber umbringen? Nicht so! [...] Ja, wenn
wir unseren nächsten Feind vertreiben wollten, der uns am allerschädlichsten ist, so müssten
wir uns selbst vertreiben und töten. Denn wir haben keinen schädlicheren Feind als unser eigen
Herz ...4." Luther kannte sich selbst sehr genau, er wusste um seine Schwächen, seine Sorgen
und Ängste, und so wusste er auch, wie es um seine Mitmenschen bestellt war.

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