Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 289
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2013-32-33/0291
Gedenkstein erinnert an das verschwundene Dorf Nidingen

Bertram Jenisch

Der heute verschwundene Ort Nidingen lag an der Verbindungsstraße zwischen Kenzingen
und Riegel, im Bereich wo diese heute als Brücke über die Autobahn geführt wird. Das Dorf
erstreckte sich östlich des Forchheimer Waldes und wird im Osten von der heutigen Autobahn
durchschnitten. In dem östlich der A5 gelegenen Teilstück wird ein Ziegelwerk betrieben.

Nidingen erscheint schon sehr früh in schriftlichen Zeugnissen. Erstmals wird es in dem 762
verfassten Testament des Bischofs Heddo von Straßburg zugunsten des von ihm gegründeten
Klosters Ettenheimmünster genannt. Der Text der Urkunde lautet übersetzt: "Ferner schenken
wir der heiligen Maria [= Kloster Ettenheimmünster] [...] den Ort Nidingen mit allem, was
zu unserem [= bischöflich straßburgischem] Fiskus gehört." Es ist das große Verdienst des
Riegeler Pfarrers und Historikers Dr. Adolf Futterer, die Ortszuweisung abschließend geklärt
zu haben. Futterer trug auch weitere Schriftquellen zu Nidingen zusammen: 1152 erscheint ein
Rudolfus de Nidingen als Zeuge eines Kaufvertrags. Der Einsiedelnsche Hof in Riegel bezog
zwischen 1203 und 1230 Einkünfte von drei Mansen (Bauernhöfen) dieses Ortes. Der Weiler
Nidingen hatte eine Nikolauskirche. Einen Hinweis auf deren Lage bieten zahlreiche Flurnamen
, so etwa "Im Klausen" sowie Lagebeschreibungen in Schriftquellen. Bereits 1933 wurden
archäologische Reste der Kirche beobachtet.

Nidingen steht in einem engen Zusammenhang mit der Gründung des Klosters Wonnental, das
in der Zeit der Stadtgründung Kenzingens unter Förderung der Üsenberger entstand. Um 1230
bestand in Nidingen eine Schwesterngemeinschaft, aus der das Zisterzienserinnenkloster Wonnental
hervorging. Die Niederlassung dieser religiösen Gemeinschaft sei an einem Platz mit
dem Namen Aldingen (Nidingen) errichtet worden. Auf Verlangen des Klosters Tennenbach
wurde 1237 diese "Abtei der Nonnen " (abbatia monialium) an einen geeigneteren Ort verlegt.
Am 3. April 1244 gewährten Burkhard und Rudolf von Osenberg der Schwesterngemeinschaft
von Nidingen bei Kenzingen - sororibus de Nindingen probe Kencingen - Schutz und statteten
sie mit Beholzungs- und Waidrechten aus (Abb. 1). Der heutige Flurname "Nonnenhölzle" am
westlichen Rand der Gemarkung Kenzingen erinnert an diese ehemaligen Besitzverhältnisse.

Nidingen wurde seit dem 13. Jahrhundert allmählich von seinen Bewohnern verlassen. Ein
Teil der Einwohner zog wohl nach Riegel, sie bewirtschaftete ihre Felder von dort aus. Dies
hatte zur Folge, dass die ehemalige Gemarkung Nidingen zur Gemarkung Riegel geschlagen
wurde, obwohl sie quasi vor den Toren Kenzingens lag. Die Nikolauskapelle stand nach der
Aufgabe des Weilers hingegen noch mehrere Jahrhunderte. Als der Konstanzer Bischof Ulrich
im Jahr 1350 die Pfarrei St. Martin in Riegel dem Benediktinerkloster Einsiedeln inkorporierte,
bestimmte er für die Einkünfte des stellvertretenden Vicarius auch die aus der "capella sancti
Nicolai in Nidingen ". Das heißt, die Nikolauskapelle besaß eine eigene Pfründe, die mit der
Riegeler Pfarrpfründe verbunden war. Der Kirchensatz für beide Gotteshäuser lag beim Kloster
Einsiedeln. Beide Kirchen wurden 1483 der Abtei Ettenheimmünster geschenkt.

* Redemanuskript zur Enthüllung des Gedenksteines am 22.3.2013. Quellenhinweise sind dem Beitrag
Bertram Jenisch, Wie kommt das Bildnis des heiligen Nikolaus in die Kenzinger Franziskanerkirche?
Spuren des ehemaligen Dorfes Nidingen auf Riegeler Gemarkung. In: Die Pforte, 30/31 (2010/11),
S. 116-126, zu entnehmen.

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