Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 202
(PDF, 66 MB)
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Gemeinden, die sich an der Revolution kollektiv beteiligt hatten, wurden ebenfalls
zu Vermögensstrafen verurteilt, an denen sie lange schwer zu tragen hatten.

Die Revolution und ihre Niederwerfung hinterließen Enttäuschung und Verzweiflung
. Von 1852 bis 1855 verlor der Amtsbezirk fast sieben Prozent seiner Einwohner
. Andererseits trug die Auswanderung dazu bei, die Lebensbedingungen der
Gebliebenen ein wenig zu bessern.

Bewegung und Stagnation

Trotz Revolution und Auswanderung, Hunger und sozialer Nöte kam dem Großherzogtum
die Friedenszeit von 1814/15 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges
1914 zugute. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts könnten wieder, wie zu Beginn
des Dreißigjährigen Krieges, um die 2000 Einwohner in Kenzingen gelebt haben.
Im Jahr 1871 zählte man schon 4105 Personen.

Der Staat konnte seine Einnahmen schwerpunktmäßig so einsetzen, dass alle Einwohner
Nutzen hatten, unabhängig von Herkunft und Vermögen. Zwei Großprojekte
kamen Kenzingen zugute. Von 1835/37 bis 1842 wurde der Leopoldkanal
gebaut, benannt nach dem seinerzeitigen Großherzog. Der staatliche Aufwand
war auf 300 000 Gulden veranschlagt; bis zur Fertigstellung waren mehr als 530
000 Gulden verbaut. Das zeigt, dass man das Übel der Kostenüberschreitung
auch früher schon kannte. Mit dem Werk wurde die Arbeitslosigkeit bekämpft,
leisteten doch bis zu 1200 Männer harte, oft gefährliche Knochenarbeit. Heilsam
war vor allem die Hauptwirkung: Hochwasser der Elz hatte wieder und wieder
Mensch und Vieh, Gebäude und Land geschädigt. Da der Flusslauf begradigt und
verkürzt war, flössen die Fluten nach plötzlicher Schneeschmelze und heftigen
Regenfällen nun rascher ab. Auf einem anderen Blatt stand, dass sie rheinabwärts
noch schlimmere Schäden als vorher anrichteten.

Weit in die Zukunft wies auch der Bau der Eisenbahn. Die Strecke Mannheim-
Basel, in nur 15 Jahren (1840-1855) fertiggestellt, gab dem noch jungen Staat so
etwas wie ein Rückgrat. Mit der Eröffnung des Teilstücks Offenburg-Freiburg
1845 war Kenzingen an ein Verkehrsnetz angeschlossen, das bald ganz Europa
umspannte. Da die Züge nach festem Fahrplan und zu allen Tages- und Jahreszeiten
verkehrten, da die Tarife für den Transport von Personen (anfangs in vier
Klassen) und Gütern im Laufe der Jahre spürbar sanken, konnten immer mehr
Junge und Alte bequem reisen (Abb. 9).

Im Eröffnungsjahr 1845 fuhr der Frühzug um 6.45 Uhr in Mannheim, und nachmittags
um 13.16 Uhr in Kenzingen ab; nach Halten in Riegel, Emmendingen und
Denzlingen kam er um 14.18 Uhr in Freiburg an; die 27 Bahnkilometer von Kenzingen
nach Freiburg hatte er also in einer Stunde und zwei Minuten zurückgelegt;
jahrhundertelang hatte man dafür einen Tag veranschlagt. Zwei Ergänzungen: Im
August 2011 brauchte der Regionalzug von Kenzingen nach Freiburg je nach der

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