Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 228
(PDF, 66 MB)
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Kernkraftwerk zu bauen, Mitte der 1970er-Jahre auch in Kenzingen zu Protesten
geführt. Das Vorhaben wurde nicht verwirklicht. Die Sensibilisierung für Fragen
des Natur- und des Umweltschutzes führt dazu, dass im Gemeinderat und in der
Bevölkerung die Frage, ob 16 etwa 55-jährige Rosskastanien im Interesse des
Verkehrs gefällt werden sollen, leidenschaftlich diskutiert wird. Im Sommer 2012
war der Streit noch nicht entschieden.

Ins Grübeln gerät man, da man auf den Straßen kaum noch spielende Kinder sieht,
umso mehr alte Menschen. Der ,demographische Wandel', der sich vor Jahrzehnten
angekündigt hat, birgt Zündstoff schon für die nahe Zukunft. Zwar ist die
Zahl der Einwohner einschließlich der eingemeindeten Orte auf mehr als 9000
gestiegen. Doch seit den 1960er-Jahren werden spürbar weniger Kinder geboren.
So sank im Krankenhaus Kenzingen die Zahl der Entbindungen von 511 (1966)
auf 322 (1973). Der Rückgang um 37 Prozent erklärt sich mit dem Gebrauch empfängnisverhütender
Mittel und Methoden, wohl auch mit der erleichterten Abtreibung
(rechtswidrig, aber straffrei). Die größere sexuelle Selbstbestimmung, wenn
nicht Freizügigkeit, ist als eine von vielen Seiten der Modernisierung zu deuten.
Eine weitere Folge: Anders als noch vor ein, zwei Generationen, heiraten Frauen
seltener in jungen Jahren, und sie bekommen weniger Kinder.

Das Rheintal muss einen beängstigend zunehmenden Anteil des Verkehrs zwischen
Nord- und Südeuropa verkraften: Auf dem teilweise kanalisierten Rhein,
in Gas-, Öl- und Hochspannungsleitungen, auf Eisenbahnen und Straßen. Durch
Kenzingen führt seit 1495, heute zum großen Leidwesen der Anwohner, einer
der ältesten und verkehrsreichsten Wege Europas, die Bundesstraße 3. Nur unzulängliche
Entlastung hat die Autobahn gebracht, die seit 1960 in etwa 1500
Meter Entfernung am Ortskern vorbeiführt. Ungelöst ist das Problem, wie die
Eisenbahnstrecke Offenburg-Kenzingen-Basel auf vier Gleise ausgebaut werden
soll, ohne dass unerträglicher Lärm bei Tag und Nacht die Menschen im dichtbesiedelten
Rheintal krank macht.

Gern fahren Kenzinger ins benachbarte Elsaß - zum Besuch von Museen, zum
Einkauf von Wein oder um auf dem Soldatenfriedhof bei Bergheim deutscher
Gefallener zu gedenken. Im Allgemeinen müssen sie am Rhein nicht einmal mehr
anhalten, gelten Grenzkontrollen doch als überholt. Eine Paradoxie des deutschfranzösischen
Einvernehmens: Da der Rhein zu einer Sprachscheide geworden
ist, können junge Menschen aus Baden und dem Elsaß sich oft nur noch auf Englisch
verständigen.

Geordnete politische, wirtschaftliche und soziale Verhältnisse haben die Kenzinger
als Herausforderung verstanden, um Menschen in Not materiell und ideell
zu helfen. Einzelne Frauen und Männer, Vereine und Schulen, Pfarreien und die
Stadt fördern mit Spenden, Rat und Tat zahlreiche Projekte, von denen viele in
keine Statistik eingehen. Eines von ihnen ist, und damit sei der Bogen zur Einleitung
gespannt, die Partnerschaft mit Vinkovci.

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