Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
37. und 38. Jahrgang.2017/2018
Seite: 14
(PDF, 59 MB)
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vorgegebene Geländeformen und vorstädtische Siedlungen spiegelten sich im
Grundriss wider. Diese Askpekte verhinderten die Ausbildung eines Marktkreuzes
in den Städten Freiburg i. Ü., Bern und Breisach, wo die geringe Breite des
Plateaus ein Marktkreuz verhinderte.

Wichtigster Bereich innerhalb des mittelalterlichen Stadtgrundrisses war der
Markt, der zur Aufnahme von Lauben und Verkaufsständen eine gewisse Breite
aufweisen musste. Man kann davon ausgehen, dass bei der Gründung zuerst der
Bereich um den Markt besiedelt wurde. Die Form des Marktes beeinflusste auch
das Straßensystem. Ein Straßenmarkt, bei dem eine langgezogene, breite Straße
Platz für das Wirtschaftsleben bot, bewirkte oftmals die Ausbildung eines Einstra-
ßen-, Parallelstraßen und Querrippensystems oder führte zum Hauptstraßenkreuz
("Zähringerkreuz").

Die Ausbildung dieses Straßenkreuzes, das keineswegs auf die Zähringer zurückzuführen
ist und daher auch nicht als "Zähringerkreuz" bezeichnet werden darf,
vollzog sich im Laufe des 12. Jahrhunderts im deutschen Südwesten. Am Ende
dieser Entwicklung standen die Zähringergründung Villingen, die Stauferstadt
Rottweil und die Üsenbergerstadt Kenzingen, die über die wesentlichen Kriterien
des "Zähringergrundrisses" (Abb. 1) verfugen. Außer Villingen zeigt keine
Stadt zähringischer Gründung oder in zähringischem Besitz das Kreuz zweier
annäherend gleichberechtigter Marktstraßen, die rechtwinklig aufeinanderstehen.
Auch die anderen von Hamm angeführten Merkmale der "ZähringerStädte" wurden
von der neuesten Forschung größtenteils als unzutreffend erwiesen. Die Maße
der Hofstätten dienten wohl eher der Berechnung der Grundsteuer, als dass sie
in den angegeben Maßen ausgeteilt wurden, da oftmals kleinere Grundstücksflächen
zur Bebauung ausreichten. Hofstätten findet man vor allem in der Nähe
des Marktes, wobei auch diese mehrfach überbaut worden sind. Das System der
sich abwechselnden Wirtschafts- und Wohnstraßen ist eine Erscheinung, die erst
gegen Ende des 12. Jahrhunderts auftrat. Ein regionales, für einen Teil des südwestdeutschen
Raumes typisches Phänomen ist die Traufstellung der Häuser. Bezeichnenderweise
lässt sich die Entstehung und Durchsetzung der einheitlichen
Traufstellung erst für das Spätmittelalter nachweisen. Platz für die Kirche wurde
wirklich oftmals ausgespart. Das sogenannte "Zähringerkreuz" und die meisten
anderen idealtypischen Merkmale entpuppten sich in der neueren Forschung als
"Legenden". Zwar hatten die Zähringer und ihre Städte auch an diesen Entwicklungen
des Städtebaus Anteil, jedoch sind sie keineswegs als deren Initiatoren
oder gar Erfinder anzusehen.

Lit: Hamm, Städtegründungen; W. Noack, Die Stadtanlage von Villingen als Baudenkmal in: BH 25 (1938),
S. 23: W. Noack, Die mittelalterlichen Städte im Breisgau, in: Oberrheinische Heimat 28. (1941), S. 173-
200; K. Gruber, Die Gestalt der deutschen Stadt, 1952; B. Schwineköper, Beobachtungen zum Problem der
"Zähringerstädte", in: Sil. 84/85 (1966/67, S. 49-78: B. Schwineköper, Die Problematik von Begriffen wie
Stauferstädte, Zähringerstädte und ähnliche Bezeichnungen, in: E. Maschke - J. Synow (Hrsg. i. Südwestdeutsche
Städte im Zeitalter der Staufer, 1980. S. 95-72: C. Meckseper, Kleine Kunstgeschichte der deutschen
Stadt im Mittelalter, 1982. S. 59-88, 137-142.

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