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Friedhof war daher mit einem Wallgraben oder einer Mauer umgeben, aber meist
ohne Tore.
Der Glaubensüberzeugung von der „Gemeinschaft der Heiligen" entspricht besser
die Bezeichnung „Kirchhof: Denn wer in der kirchlichen Gemeinschaft gestorben
ist, soll in der Kirche oder in dem Raum um die Kirche beerdigt werden.
Für Deutschland gilt das seit der Zeit des hl. Bonifatius. Schon im 5. Jahrhundert
wurde die Vorhalle, der Platz um die Kirche einer Stadt (atrium ecclesiae: Kirchhof
), ja die Kirche selbst, als Begrabungsraum benutzt. Die Bestattung in der
Kirche wurde bald auf Geistliche, Wohltäter, Patronatsherren, bedeutende Persönlichkeiten
und Adelsgeschlechter beschränkt. Der Friedhof um die Kirche ist
durch seine Lage Zugang zur Kirche.
Mit der Gründung der Stadt Kenzingen, mit dem Bau unserer Stadtkirche (1275
erstmals erwähnt als „Unserer Lieben Frauen Münster zu Kenzingen") wird der
Platz um die Kirche als Kirchhof angelegt und für die Bürger dieser Stadt benutzt
(Abb. 2).
Die alten Friedhöfe um St. Peter und St. Georg (die beiden Kirchen von Altenken-
zingen (Abb. 3) dienten, wie bei einer Anhörung von 1785 berichtet wird, lange
Zeit als Ruhestätte vorwiegend für alle hier verstorbenen Soldaten („Oft mehr
als 50 im Jahr", und für 1733: „Cronte und Wuybürger, über 100"), ebenso legte
man in Friedenszeiten auf diese Kirchhöfe Betrunkene oder fremde Verunglückte
„unserer Religion" dort ein. Auch bei den epidemischen Krankheiten mit vielen
Sterbefallen wurden diese alten Friedhöfe benützt „schon des engen Raumes wegen
, über den man beim Friedhof der Stadt verfügt". Der Friedhof in der Stadt war
„für die Bürger in gewöhnlichen Todesfällen" vorgesehen.
II. Was Pfarrer Garnier vom Friedhof um die Kirche berichtet
Der Friedhof der Stadt war von einer Mauer (siehe Abb. 2, S. 77) umgeben. Sie
verlief ungefähr in der Mitte der heutigen Straßen des Kirchplatzes. Dies bedeutet
: Unter den der Kirche zugehenden Straßenseiten sowie unter den heutigen
Parkplätzen befinden sich Gräber.
Nachdem er die Pfarrkirche renovoiert, d.h. von einer drei schiffigen gotischen
in eine barocke Hallenkirche umgestaltet hatte, nahm Pfarrer Johannes Claudius
Garnier (Pfarrer in Kenzingen von 1726 - 1753) die Neugestaltung des Friedhofes
in Angriff. Er schildert in seinem lateinisch geschriebenen Prothocollum Par-
ochiae den Eingang zum Friedhof (von der jetzigen Rathausgasse her) so:
„Am Eingang des Friedhofes wurden drei Säulen errichtet, darauf Figuren: In
der Mitte die des hl. Laurentius, zur Rechten und zur Linken zwei Engelchen, die
die Insignien seines Martyriums tragen. "
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