Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
37. und 38. Jahrgang.2017/2018
Seite: 148
(PDF, 59 MB)
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und in anderen Garnisonen meutern tags darauf die Soldaten gegen ihre Offiziere.
Die gesamte Besatzung der Bundesfestung Rastatt wechselt am 12. Mai 1849 die
Fronten. Kriegsminister Friedrich Hoffmann und einige Offiziere können nur mit
knapper Not entfliehen. Die inhaftierten Revolutionäre Gustav Struve und Karl
Blind werden von meuternden Soldaten aus dem Zuchthaus befreit.

Die obersten Befehlshaber der Freiburger Garnison, der Kommandeur der
württembergischen Truppen General Moriz von Miller und General Friedrich
Wilhelm von Gayling sind nicht mehr Herr ihrer Bataillone. Beide ziehen sich
mit einigen Getreuen aus der Stadt zurück, Miller nach Kirchzarten, von Gayling
in die Wiehre. Gebhard Kromer berichtet in Lehen seinen Kameraden von der
Soldatenversammlung auf dem Schlossberg. Er fordert seine Kameraden auf, die
republikanischen Forderungen zu unterstützen. In den folgenden Tagen meutert
praktisch die gesamte großherzoglich badische Armee und stellt sich hinter die
provisorische Revolutionsregierung. Der Großherzog flieht am 13. Mai 1849 aus
der Karlsruher Residenz. Regierungstreue badische Truppen befehligt nur noch
General von Gayling. Teile seiner „Feldbrigade Oberrhein" führt von Gayling
durch das Höllental nach Osten. Die Mehrheit der etwa 600 Männer erklärt jedoch
in Neustadt unter dem Eindruck der sie bestürmenden Volksmassen, sie wollten
wieder nach Freiburg zurückkehren.

An der Schwabentorbrücke in Freiburg werden die zurückgekehrten Soldaten
am 18. Mai 1849 von aufständischen Kameraden und Freischärlern mit einer
Barrikade empfangen. Die Offiziere werden aufgefordert, von ihren Pferden zu
steigen. „ Der wütendste und Hauptwortführer war Kromer ", heißt es später in der
Anklageschrift. „Seht", soll Gebhard Kromer gerufen haben, „da sind die Kerle,
die uns verraten und verkauft haben und die uns den Württembergern zuführen
wollten. " Und zu einem Oberfeldwebel: „ Wir brauchen jetzt den Offizieren nicht
mehr zu gehorchen, wir haben uns unsere Vorgesetzten schon alle selbst gewählt. "
Gebhard Kromer ist von seinen Kameraden zum Korporal bestimmt worden. Er
zieht mit seinem Bataillon an die Front und nimmt am 16. Juni 1849 am Gefecht
gegen die mittlerweile einmarschierten preußischen Truppen bei Groß-Sachsen
bei Weinheim teil.

Auf Soldatenversammlungen in Rohrbach bei Heidelberg fordert Gebhard Kromer
die Soldaten zum entschlossenen Kampf auf. Wegen einer Verwundung muss er in
ein Lazarett nach Karlsruhe und flieht von dort vor der vorrückenden preußischen
Armee. Dabei wird er am Rhein verhaftet und nach Freiburg in die Karlskaserne
gebracht. Die Übermacht von 60 000 gut ausgerüsteten preußischen Soldaten
bricht in wenigen Wochen den Widerstand der 30 000 Badener und besetzt das
Land (Abb. 6). Am 7. Juli wird Freiburg besetzt und unter den Verhafteten ist auch
Gebhard Kromer.

Der Siegerjustiz per Standgericht fallt Korporal Kromer im August zum Opfer.
Als dritter Freiheitskämpfer nach Maximilian Dortu und Friedrich Neff steht er

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