Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
37. und 38. Jahrgang.2017/2018
Seite: 214
(PDF, 59 MB)
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hatte, wer nicht erscheinen konnte, einen Ersatzmann zu stellen. Fehlen ohne triftigen
Grund konnte mit der Todesstrafe geahndet werden, die (in der Regel?) auch
vollstreckt worden ist.

In weniger als 24 Stunden mussten die Aufgebotenen antreten, mit Verpflegung
und Gerät, was auf die nur noch unzulängliche Versorgung der Bevölkerung hinweist
. Die zum Einsatzort Marschierenden oder Gefahrenen waren feindlichen
Jagdbombern preisgegeben. Hastig angelegte Laufgräben und Straßensperren erwiesen
sich als nutzlos, weil die Feinde den Breisgau nicht vom Rhein, sondern
von Norden her eroberten. Zudem fehlte es den Verteidigern an Waffen und ausgebildeten
Soldaten.

Bis in die letzten Tage des Regimes wurden junge und alte Aufgebotene auf Hitler
vereidigt; mancher suchte die uneingeschränkte Selbstbindung unschädlich zu
machen: Er steckte die rechte Hand in die Hosentasche; oder er erhob sie, während
die Eidesformel gemurmelt wurde; doch richtete er den linken Arm und die
Finger starr auf die Erde, um den Eid ,abzuleiten'.

Ein zweites denkwürdiges Ereignis: Die Profess. Der Pfarrer wird sie bewusst auf
das Fest des hl. Josef gelegt haben. „Im Pfarrsaal legte am 19. März 1945, da die
Reise ins Mutterhaus wegen der Jagdfliegergefahr fast nicht möglich war (tagsüber
verkehrten keine Züge mehr), Schwester Maria Bosco aus dem Mutterhaus
St. Trudpert in einer eigenen Messfeier morgens 1/2 6 Uhr vor dem Stadtpfarrer
ihre ewige Profess ab"13.

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Die Feier konnte nicht in der stark beschädigten Kirche stattfinden; seit dem
3. März 1945 habe die „Haupttür" gefehlt, und die Kirche habe bis Oktober
1945 „ständig offen" gestanden. - Feindliche Flieger hatten die Einschränkung
des Zugverkehrs erzwungen. - Die frühe Stunde erklärt sich damit, dass tagsüber
verstärkt feindliche Angriffe drohten. - Zur Profess in derart turbulenter
Zeit drängen sich Vermutungen auf: Maria Bosco könnte gehofft haben, ihre
Schwesternkleidung werde sie schützen; mit Vergewaltigungen war nach der von
vielen erwarteten, von manchen ersehnten Eroberung Kenzingens zu rechnen

13 ,Chronik\ S. 151.

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