Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
39. Jahrgang.2019
Seite: 20
(PDF, 34 MB)
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und lässt sich 1933 mit seiner Frau Hanna und seinem 1931 geborenen Sohn Ludwig
(Lou) in Straßburg nieder.

Er bleibt dort 15 Monate, dann zieht er zu einem Freund nach Tours. Nach der
Geburt seiner Tochter Leonie im November 1936 lässt sich mein Onkel mit seiner
Familie schließlich in Limoges nieder, wo er sich der Resistance anschließt.
Schließlich geht er nach Bellac, um in der Nähe von Limoges auf den Bauernhof
der Familie May zu flüchten.

Isidor, 1908 geboren, stirbt in Deutschland im Alter von 18 Jahren.

Simon (Abb. 10), 1910 geboren, verlässt Deutschland im Jahr 1930, um den Tabakhandel
in Brasilien zu erkunden. Er lässt sich in Salvador de Bahia [im Folgenden
nur Salvador] nieder. Er arbeitet für „Morgenroth und Leoni". Außerdem
gründet er eine Lufttaxifirma, BATA genannt.

In Kenzingen sind jetzt nur noch Leo, 1915 geboren, und meine Großeltern Michael
und Karoline. Es muss erst dazu kommen, dass mein Großvater 1937 für
einige Monate in Dachau interniert wird, dass er bereit ist, das Land 1939 zu
verlassen. Ihr Sohn Simon bezahlt für seine Entlassung aus dem Lager mit Hilfe
eines brasilianischen Ministers bei den Vereinten Nationen. Sie nehmen das letzte
Schiff, das Genua verlässt, um sich nach Salvador zu begeben, wo sie ihren Sohn
Simon wiedertreffen.

Letzterer kündigt ihnen nur kurz vor ihrer Ankunft seine Verheiratung mit einer
katholischen Brasilianerin an. Nach dem Verlassen des Schiffes in Salvador sagt
meine Großmutter bei der ersten Begegnung: „Ach ich glaubte, dass Du schwarz
wärest." Die Beziehungen beginnen schlecht. Meine Großeltern, die in ein Land
mit für sie völlig unbekannten Sitten verpflanzt werden, haben es schwer, sich
anzupassen. Mein Großvater bleibt von olympischer Ruhe, aber meine autoritäre
und eigensinnige Großmutter will alles schulmeistern. Simon und seine Frau
Guyomar leben in einem großen Haus mit Innenhof. Mein Onkel lässt um den
Innenhof eine Wohnung für seine Eltern bauen, was diesen erlaubt, unabhängig
zu sein.

Was Leo (Abb. 9) anbetrifft, so verlässt er Deutschland bereits 1936 per Schilf
nach Salvador, wo er seinen Bruder wiedertrifft. Vor der Reise begibt er sich noch
nach La Rochette, um Abschied von meinen Eltern zu nehmen. Nach einem Aufenthalt
in Salvador lässt er sich in Recife und Beiern nieder, wo er seiner Frau
Gra$a begegnet. Zuerst leben sie in Fortaleza, wo Leo seine eigene Import-Export
-Gesellschaft leitet. Diese wird von der brasilianischen Regierung zu Beginn
des Krieges beschlagnahmt, weil Leo immer noch deutscher Staatsangehöriger
ist. Die Regierung hat ihn trotz seiner wiederholten Anträge nicht eingebürgert. Er
verliert von einem Tag auf den anderen alles und geht fort, um sich in Rio niederzulassen
, wo er dann mit Gra£as Brüdern im Immobilienhandel arbeitet.

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