Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
39. Jahrgang.2019
Seite: 25
(PDF, 34 MB)
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Maubec 1942 bis 1951

Mein Vater wird als ausländischer Arbeiter registriert. Im Juli 1942 werden mein
Vater und meine Mutter durch Herrn Autrin, einem Mitarbeiter der Präfektur von
Vaucluse, in eine Liste zur Deportation aufgenommen. Die französische Polizei,
die zu ihnen kommt, um sie zu verhaften, lässt meine Mutter da, weil sie im achten
Monat schwanger ist (damals verhaftete man schwangere Frauen noch nicht).
Mein Vater ist jedoch nicht anwesend, auch nicht im August 1942, als man wiederkommt
um ihn abzuholen, weil er erneut auf einer Deportationsliste steht.

1943 zieht mein Vater, der von der Gestapo gesucht wird, es vor, in den Widerstand
des Ventoux zu gehen, anstatt sich zu verstecken, wie man es ihm vorschlägt
(Abb. 13). Herr Camoin, der meine Familie beherbergt, bringt ihn in Kontakt
mit den Widerstandskämpfern des FFI (Forces Fran£aises de l'Interieur). Meine
Mutter und meine Großmutter werden das Schicksal meines Vaters erst nach dem
Kriegsende erfahren, als ihnen vom Massaker von Izon-la-Bruisse berichtet wird.

Zu dieser Zeit ist meine Mutter bereits krank, meine Großmutter ist alt und ich,
ich bin ein Baby. Wir leben in Maubec, unterstützt von den Nachbarn und dem
Bürgermeister. Die Familien Camoin, Coudouneau sowie Toinette und Frau Ca-
rias sind unsere nächsten Nachbarn.

Der Maquis von Izon-la-Bruisse ist von zwei „Maulwürfen" verraten worden, die
von der Gestapo eingeschleust waren. 35 Mitglieder der Resistance von Izon-la-
Bruisse werden am 22. Februar 1944 im Morgengrauen ermordet. Der Bericht
über diese Ereignisse wird in zwei Werken, dem „Maquis Ventoux" und „La Resistance
au Pays d'Apt", wiedergegeben.

Im Musee de l'Appel de la Liberte im Vaucluse (Musee d'Histoire Jean Garcin:
1939-1945 L'Appel de la Liberte), das sich in Fontaine-de-Vaucluse befindet,
wird die Geschichte in einem Video erzählt. Eine nicht veröffentlichte Arbeit von
M. Bonvalle in diesem Museum bringt viele Details über den Widerstand. Es gibt
heute in dieser Gegend einen Rundweg auf den Spuren der Resistance von Sede-
ron über Eygalayes bis nach Izon-la-Bruisse. In Eygalayes ist eine Gedenkstätte
zu Ehren der Toten errichtet worden. Man findet dort 29 Kreuze mit den Namen
der katholischen Widerstandskämpfer und sechs Davidsterne für die jüdischen
Maquisards. Die Leichen der katholischen Opfer sind auf dem Friedhof von Eygalayes
bestattet. Später werden sie auf Verlangen der Familien auf verschiedene
Friedhöfe überfuhrt. Mein Vater wird Ende 1944 nach Avignon auf den jüdischen
Friedhof Saint Roch, beim Stadttor überfuhrt (Abb. 28 und 29). Dieser Vorgang
wird durch den Präsidenten des Consistoire central israelite von Avignon erleichtert
. Den Briefwechsel anlässlich der Überfuhrung findet man in den Archiven des
Vaucluse in Avignon.

In dieser bewegten Zeit werde ich am 22. September 1942 um 5:00 Uhr morgens
in der Klinik in Cavaillon geboren.

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