Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
39. Jahrgang.2019
Seite: 45
(PDF, 34 MB)
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Zur Ausübung meiner Funktionen fühle ich mich bestens qualifiziert. Ich bin selbständig
und handle in eigener Verantwortung, vor allem auch dank des Vertrauens
meiner Vorgesetzten. Heute habe ich mich von der Arbeitswelt, in der ich
mich trotz mancher Bedenken mit voller Kraft eingesetzt habe, verabschiedet. Zu
meiner großen Überraschung begleiten mich aber letztendlich neue Proj ekte in den
Ruhestand. Ich wechsle zwar mein Blickfeld, aber es bleibt alles spannend. Außer
dem Besuch von Deutsch- und Portugiesisch-Kursen, um meine Sprachkenntnisse
aufzubessern, nehme ich auch an Körpertherapie-Veranstaltungen bzw. Felden-
krais-Schulungen (Haltungs-Gymnastik) teil. Darüber hinaus bin ich zusammen
mit anderen ehemaligen Führungskräfte-Trainern der Bankinspektoren auch Mitbegründerin
der FRIC (Föderation pour la Reeducation des Inspecteurs Centraux). In
diesem Rahmen organisiere ich um die sechs bis acht kulturelle Abende pro Jahr.

Im Jahr 1973 mache ich auch Bekanntschaft mit Pierre Negre.

Als er mich zum ersten Mal in meinem Studio in der Rue Manin besucht, ist er
überrascht. Er entdeckt auf meiner Tür ein Plakat der CIT (Compagnie Italienne
du Tourisme). Es handelt sich um eine Aufnahme aus Brasilien, die von einem
befreundeten Fotografen stammt. Als dieser nach Frankreich zurückkehrte, hat
er seine Bilder an die CIT verkauft, welche sie wiederum zur Illustration ihrer
Ferienkataloge einsetzte. Später lässt die CIT Werbeplakate anfertigen, die man
überall an den Wänden der Metro-Stationen sehen kann. Mein Plakat zeigt einen
Hotelmeister mit einer sehr großen Schale. In dieser Schale sieht man eine Gruppe
Menschen im Wasser bei einem Umtrunk. Pierre fragt nach, wieso ich dieses
Plakat besitze, und ich antworte ihm, dass ich darauf zu sehen sei. Anlässlich eines
Wochenendes bei Freunden auf einer kleinen Insel unweit von Rio gönnen wir
uns einen Aperitif. Ich zeige ihm, wo ich auf dem Bild zu sehen bin, und daraufhin
erzählt er mir eine unglaubliche Geschichte.

Eines Tages begibt er sich nach Bordeaux, um seine Frau im Krankenhaus zu besuchen
. Er kehrt gerade mit einem Kollegen von einer Dienstreise zurück. Es ist
Hochsommer, und die beiden fahren mit der Metro zum Gare d'Austerlitz. Beim
Anblick des Plakats an der Wand der Metro-Station meint sein Kollege, dass es
bei dieser Hitze im Wasser doch angenehmer sein muss. Spaßeshalber sucht sich
jeder eine Dame auf dem Bild aus. Pierre behauptet immer, dass ich diejenige war,
für die er sich entschieden hatte! Was für ein Zufall, dass man sich dann in einer
Großstadt wie Paris trifft!

Kurze Zeit nach diesem Ereignis mit dem Plakat stirbt Pierres Ehefrau. Wir treffen
uns zufällig in einer Gaststätte wieder, als ich von einem Bewerbungsgespräch
komme. Ohne lange zu zögern, treffen wir die Entscheidung, in seinem Appartement
in der Rue Emile Level im 17. Arrondissement zusammenzuwohnen.

Pierre arbeitet bei Renault Vehicules Industrieis und leitet dort die Kosten-Abteilung
. Er ist handwerklich sehr begabt, zugleich auch Jäger und Angler. Seine gan-

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