Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
39. Jahrgang.2019
Seite: 77
(PDF, 34 MB)
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sie in Altdorf hielt oder dorthin zurück lockte, sobald sie in den Städten der Region
gewesen waren. Abraham folgte diesem Trend. Obwohl in Altdorf geboren und
ausgebildet und im Juni 1863 dort verheiratet, übersiedelte er 1861 nach Kenzin-
gen (Abb.l). Er scheint es in Immobilien versucht zu haben, da er einige Häuser
kaufte und verkaufte, ehe er ein dreistöckiges Haus in der Brotstrasse (Abb. 2)
erwarb. Dort eröffnete er einen Laden für Haushaltswaren, der eine wichtige Nische
im wirtschaftlichen Leben des Dorfes füllte. Endlich etabliert, fühlte er sich
bereit, nach Altdorf zurückzukehren und seine Braut Auguste Hirsch, auch 1842
in Altdorf geboren, zu holen und sie nach Kenzingen in ihr neues Heim zu bringen
. Bis die ersten Kinder kamen, hatte sich das Ehepaar in seinem neuen Dorf
gut eingerichtet. ...

II. Das Leben in Kenzingen

Der Umzug in ein kleines Dorp, fern vom kulturellen Leben und dem Angebot
an Aktivitäten einer großen Stadt wie Freiburg, kann für Gretel nicht leicht gewesen
sein. Und mit den Schwiegereltern zusammen zu wohnen, war sicher nicht
einfach, insbesondere da Ludwig und Lina ziemlich konservativ und traditionell
in ihren Ansichten waren, ebenso wie Bertha, Ludwigs unverheiratete Schwester,
die bei ihnen wohnte. Dennoch beteuerte Gretel immer, dass sie weder Heimweh
noch Bedauern über die Veränderung in ihrem Lebensstil empfunden habe. Sie
pflegte zu sagen, dass die Liebe, die sie und Siegfried verband, alles Negative
überwunden habe.

Das junge Paar wurde im Kenzinger Gesellschaftsleben wohlwollend aufgenommen
. Siegfried war weiterhin sportlich aktiv. Er sang im Gesangverein und spielte
regelmäßig Karten mit seinen Freunden. Gretel freundete sich mit vielen der
Dorffrauen an und nahm an Kaffeekränzchen teil. Sie waren an allen Dorffesten
wie Fastnacht und dem Weihnachtsmarkt dabei. Gretel liebte es, an Fastnacht
aufwändige Kostüme zu tragen und sich so zu verkleiden, dass Siegfried sie nicht
erkannte. Einmal verkleidete sie sich als Haremssklavin mit blassgrünem Schleier
und Sklavenarmband aus Elfenbein. Siegfried hatte keine Ahnung, wer die Kostümierte
war, und flirtete den ganzen Abend mit ihr! Der Weihnachtsmarkt Anfang
Dezember, der auf dem Kirchplatz direkt hinter dem Dreifußhaus stattfand, war
eine gute Gelegenheit für Siegfried, zusammen mit den anderen Ladenbesitzern
des Dorfes einen Stand aufzubauen und Stoffe und Haushaltswaren an die Bauern
aus der ganzen Region zu verkaufen. Bis Anfang der 30er Jahre war der Haushaltswarenladen
von Dreifuß und Sohn in der Region sehr bekannt und florierte.
Zu der Zeit hatte Siegfried das Geschäft quasi übernommen, was Ludwig wenig
Betätigung ließ. Er füllte seine Zeit aus, indem er Tabakbearbeiter wurde. Er kauf-

*Anmerkung der Redaktion: I m Vergleich zum Angebot einer Stadt wie Frei bürg mag so woh 1 Gretel wie Alice Kenzingen
dörflich erschienen sein. Jedoch hatte Kenzingen seit 1249 die Stadtrechte und war unter vorderösterreichischer Herrschaft
jahrhundertelang Sitz eines Oberemtes. Nach Entstehung des Großherzogtums Baden (12806) wurde der Amtsbezirk 1972
aufgelöst.

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