Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
39. Jahrgang.2019
Seite: 101
(PDF, 34 MB)
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Es scheint, als ob es sie noch nie gegeben hat

Im Rückblick auf den Gedenktag an die Deportation der badischen Juden am
22.10.1940 in das Lager Gurs machte der DIA in einem Pressebericht^ vom 30.10. 97
das Thema publik: "... Vieles ist hier noch unerforscht und es wäre schön, wenn
ältere Kenzinger Bürger, die sich noch an diese Zeit erinnern, ihr Wissen zur
Verfügung stellen würden. " Daraufhin erfuhr Roswitha Weber, DIA-Mitglied und
Lehrerin der Grundschule, dass zwei jüdische Familien (Dreyfuss mit Kindern,
Stoffladen in der Brotstraße und Epstein mit Kindern, Mehlhandlung bei der Kirche
) in Kenzingen gelebt hätten „Beide Familien wurden weggebracht. "
Am A.W. 91 erschien ein weiterer Pressebericht:^ „ Juden im Kreis Kenzingen? Es
scheint als ob es sie nie gegeben hat. Nichts deutet daraufhin, nichts in der Stadt
erinnert an jüdische Bürger, weder an ihr Leben noch an ihren Tod. " In diesem
Bericht, in dem Anne Keßler als „ Kämpferin gegen das Vergessen " vorgestellt
wird, wird auf das Ausbleiben von Antworten des Gymnasiums sowie auch von
Bürgermeisterin Bart auf Keßlers Vorschlag, die nun bekannten ehemaligen jüdischen
Bürger beispielsweise zum Stadtjubiläum einzuladen, hingewiesen. Einzig
Stadtrat Stefan Billharz habe zugesagt, das Thema im Gemeinderat einzubringen.
In einem Protokoll des DIA vom 2.12.1997 ist festgehalten: „ Frau Keßler berichtet
über die Aufarbeitung der Geschichte der Juden in Kenzingen, die ihr auch
schon einen wüsten anonymen Brief einbrachte. Durch einen Zeitungsbericht ist
Bewegung in die Sache gekommen. Es haben sich weitere Zeitzeugen gemeldet,
die weitgehend aber von einer heilen Welt berichten... Ebenso hat Frau Keßler
erst heute von Stadtrat Billharz erfahren, daß im Stadtarchiv eine ausführliche
Judenkartei existiere". In einem Bericht „Zeichen der Versöhnung"5) heißt es:
„ Gemeinderäte wie auch Verwaltung stimmen darin überein, mit ehemaligen jüdischen
Mitbürgern der Stadt Kenzingen Kontakt aufzunehmen. Der Meinung der
Verwaltung, dass bei einer Einladung sämtliche Kosten für Anreise und Unterkunft
von der Stadt zu übernehmen wären, standen die Ratsmitglieder doch etwas
befremdlich gegenüber weshalb zuvor erst der Kontakt hergestellt werden
müsse, ob bei den Geschwistern Epstein überhaupt Interesse an einem Besuch
bestände. Bürgermeisterin Bart versprach, mit den Geschwistern Kontakt aufzunehmen
. " Sie sandte am 9.12.1997 ein Einladungsschreiben an Leo Epstein
u.a. folgenden Inhalts: „... Die Stadt möchte Sie und Ihre Geschwister gerne zum
Zeichen der Erinnerung und Versöhnung nach Kenzingen einladen. Daher fragen
wir ...ob Sie an einem solchen Wiedersehen mit Kenzingen interessiert sind und
ob es für Sie möglich ist, die Reise anzutreten.66 In seiner Antwort schreibt Leo
Epstein am 5.1.1998: „... Leider ist mein Bruder Heinrich in Los Angeles am 8.
September 1997 im Alter von 92 Jahren gestorben. Somit sind wir nur noch zwei
der Kenzinger Epstein - Familie: meine Schwester Betty (95) in einem juedischen
Altersheim in London... so bin ich praktisch der Einzige... mein Arzt hat mir
klar gemacht, dass ich unter keinen Umstaenden alleine reisen darf So waere

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