Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
39. Jahrgang.2019
Seite: 109
(PDF, 34 MB)
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Am 2.9.1999 schreibt Leo Epstein an Anne Keßler: „Die Reise hinterlaesst noch
immer starke Eindruecke. Das Neu-Erleben einer Vergangenheit, nicht sehr lange
distant, ist etwas Spezielles, hauptsaechlich wenn man ein Teil davon ist. " In einem
weiteren Brief vom 30.9.1999 an mich kommentiert Leo seine Europareise:
„Mein Sohn Eli und ich kommen oefters zurueck, wie wir heute noch den Besuch
in der Kippenheimer Synagoge fuehlen. Wir haben diese Gefuehle versucht der
ganzen Familie und Freundeskreis zu uebermitteln und sogar mit unseren Rabbiner
-Freunden besprochen - NEUNTER AV575917) - Ihre Erlaeuterungen und
Erinnerungen der Schicksale jener alten juedischen Gemeinden im Ettenheimer
Bezirk kann man an alle - besonders die kleinen Gemeinden uebertragen. Als wir
Sie hoerten im Kreis im Synagogenraum, als ob es eine tiefe Feierstunde waere
unter den Strahlen der untergehenden Sonne beinahe am Ende des TISHA-BE-
AV, fuehlte ich ein besonderes Gewicht auf meinen Schultern, das Andenken und
Erinnerungen unserer vergangenen Generationen zu pflegen und an Kinder und
Kindeskinder weiter zu geben... Der Besuch am 22. Juli ist fuer mich und meine
Familie der Hoehepunkt unserer Europareise ".

„...Xenophobismus und ^assenhass erwachen wieder mit neuen Anhängern
..."

Am 20. Oktober schrieb - übersetzt von Leo - sein Sohn Eli in deutsch an Anne
Keßler unter dem Eindruck der Feierlichkeiten zu den jüdischen Festtagen (Yom
Kippur) 1999, die gefeiert wurden „ in einem der teuersten Luxushotels in Rio, extra
- bequem, klimatisiert, Teppiche, die Wände mit Stoffen bekleidet, Sicherheitspersonal
usw. ... Inmitten dieser Bequemlichkeiten und innerhalb des Versuches,
den Platz und Lokal mehr zum Beten zu bringen, sind meine Gedanken weit verflogen
an distante Orte, die speziell gebaut wurden für den Gottesdienst und die
nicht mehr existieren. Plaetze, die barbarisch zerstoert wurden und durch menschliche
Stumpfheit profaniert wurden. Ja, meine liebe Freundin, meine Gedanken
gingen zurueck an jene Stellen der alten juedischen Synagogen in Deutschland
und ausgerechnet nach Kippenheim, wo eine Synagoge, oder was davon uebrig
geblieben ist, traurig, kalt und nackt steht: ein Gebaeude, das hergestellt wurde
zum Beten, fuer spirituelle Konzentration und Insicht des Goettlichen bleibt nun
still als ewiges Andenken an seine Verstorbenen. Die Waende, die jahrelang nur
heilige Worte hoerten, ... sind Wunden und Merkmale, Marken und Kennzeichen
der Braende, sie sind Mahnzeichen, die durch die Steine fragen: WARUM ?? Ja
jene Nacht des Yom Kippur habe mich speziell nach Kippenheim transportiert und
musste dann weinen... "

Die Arbeit, das juedische Erbe wieder zu erwecken, Arbeit die von euch gepflegt
wird, ist so wichtig, um den neuen Generationen die Vergangenheit ins Gedaecht-
nis zu bringen, denn der Faschismus kommt wieder zu Tage mit neuen Gesichtern
und die Intransigenz des Xenophobismus und Rassenhasses erwachen wieder mit
neuen Anhängern."

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