http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2019-39/0180
Nazi-Terror gegen Jugendliche.
Verfolgung, Deportation und Gegenwehr in der Region Freiburg.
Katalog zur Ausstellung. Hrsg. von Monika Rappenecker.
Heidelberg (u.a.): Verlag Regionalkultur, 2016. Großformat 21,5 x 30,5 cm.
319 S., Abb.
Es waren Menschen aus unserer Mitte, die seit dem unseligen Machtantritt der
Nationalsozialisten 1933 ausgegrenzt und entrechtet wurden. Vielen gelang noch
in den 1930er Jahren die Flucht ins rettende Ausland; Abertausende wurden in
ihrer Heimat drangsaliert, weggesperrt, schließlich umgebracht.
Der Katalog gibt vielen dieser Opfer ein Gesicht. Beachtenswert ist, dass
Schülergruppen aus Freiburg und dem Umland die Mehrzahl der Berichte
zu Leiden und Erfahrungen einzelner Personen erarbeitet haben. Im Katalog
sind sie geordnet nach Großgruppen: Juden, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas,
Homosexuelle, Deserteure und „stille Helden". Dazu kamen Menschen, die als
,asozial' galten sowie geistig und/oder körperlich Behinderte, die einem ,schönen
Tod' zugeführt, euthanasiert wurden. Als Gruppe unerwähnt bleiben die Christen,
die den Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind; einzelne Personen lassen
sich erschließen, etwa Gertrud Luckner. Pfarrer Willibald Strohmeyer und andere
Zeugen des Glaubens bleiben unerwähnt.
Viele der Berichte erzählen auch, wie Terror und Mord möglich wurden: Staatliche
Gesetze und Verordnungen stellten die Weichen; Nachbarn, Arbeitskameraden,
Mitschüler schwiegen, blickten weg oder bereiteten Schreibtischtätern und
Einsatzkommandos die Wege, Verfolgte ins Verderben zu stoßen.
Hervorgehoben sei die Fülle vorzüglich reproduzierter Abbildungen im Katalog:
Personenfotos und Ausweise, Briefe und Telegramme, Texte aus Gesetzesblättern
und Zeitungen sind, selbst stark verkleinert, zu entziffern. Der Katalog lädt ein,
auf,Stolpersteine' zu achten, vielleicht gar eine der erwähnten Erinnerungsstätten
aufzusuchen. Eine ausführliche Zeittafel, Verzeichnisse der Quellen und der
wissenschaftlichen Literatur, Worterklärungen und Register erleichtern die
Weiterarbeit in Schule und Hochschule.
Norbert Ohler
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