Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
40. und 41. Jahrgang.2020/2021
Seite: 82
(PDF, 44 MB)
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Die Pflege des Gesangs bezeichnete also nur die eine Seite des Vereinsziels, wohl
ebenso ernsthaft wurde dem weiteren Vereinsziel nachgeeifert, nämlich die „gesellige
Unterhaltung" zu pflegen. Und dies schon damals nicht zu knapp. Die
Dokumente aus der Vorgründerzeit beschreiben die Durchführung solcher Veranstaltungen
: Zur Polizeistunde wurde stets Verlängerung beantragt „ bis 3 Uhr ".
Reihum wurden alle Kenzinger Gaststätten, so sie über geeignete Räume verfügten
, mit solchen Veranstaltungen bedacht. Zu späterer Zeit bestand sogar die
Pflicht oder zumindest der Vorsatz, monatlich eine „ Vergnügungsveranstaltung((
abzuhalten.

Aber im Jahr 1870 war es dann geschafft, ein starker und selbstbewusster Gesangverein
, die Eintracht, war in Kenzingen entstanden. Er sollte in der Folgezeit
maßgeblich das kulturelle Geschehen der Stadt nicht nur beeinflussen, sondern
entscheidend mitgestalten. Durchweg waren es schon damals und auch in der
Folgezeit „ehrbare Bürger", Handwerksmeister, Kaufleute und Honoratioren, die
Mitglied waren, beileibe nicht der Geselle oder gar der ungelernte Knecht oder
Tagelöhner. Es war mehr Recht denn Pflicht, dem Vereine angehören zu dürfen.
Es musste zu späterer Zeit in der Satzung auch einmal ausdrücklich bestimmt
werden, dass auch unbescholtene Gesellen als Mitglieder aufgenommen werden
können. Dies ging einher mit der selbstverständlichen Pflicht zur Pflege der sangesbrüderlichen
Verbundenheit. Die Pflege des gemeinschaftlichen Gesangs, zu
früheren Zeiten weit mehr als heute, wurde auch gerne als Sängerwettstreit ausgetragen
. Dies schuf häufig eine oftmals viele Jahre dauernde Verbundenheit zwischen
den Vereinen, mögen sie teilweise auch weit voneinander entfernt liegen.
Solches war dann Grund für erlebnisreiche Sängerreisen. Und darum gab es auch
das Amt des Reisekassierers. Vielfältige Protokollnotizen, ausgetauschte Briefe
und eigens nach Besuchen angelegte Fotoalben bezeugen dies. Diese Tradition
konnte sich erfreulicherweise bis heute erhalten.

Die Gründung erfolgte zur Zeit der Reichseinigung. Feststellbar ist, dass deutliche
Schwerpunkte in der Bestimmung des Liedguts erfolgten. Vorne an stand das
vaterländische Lied. (Abb. 5) Auch die Eintracht griff zu auf das damalige Standartwerk
des Gesangs, das Allgemeine Deutsche Commersbuch, hervorgegangen
aus der Studentenschaft. Die erste Abteilung dieses Buches lautete „Vaterlandslieder
". Die Texte lassen heute mehr als nachdenklich werden, die Verherrlichung
des Kämpfens und Sterbens fürs Vaterland schien grenzenlos. Es ist aber für uns
Nachgeborene auch ein verständnisvoller Blick geboten, denn die Sehnsucht nach
Einheit und Schutz des neu entstandenen geeinten Vaterlandes war nach vorangegangener
Erfahrung übermächtig. Die Eintracht besitzt noch heute in ihrem Bestand
einige der 1884 herausgegebenen Jubiläumsausgaben des Commersbuches.
(Abb. 6).

Soweit Fotografien aus dieser frühesten Zeit existieren, vermitteln sie den Eindruck
von sehr selbstbewussten Menschen, die sich da zum Gesang zusammengefunden
hatten.

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