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beim Vereinsvorsitzenden Gustav Steiger ein, die in einem Sonderband liebevoll
archiviert wurden und in anrührender Weise die innige Verbundenheit der im
Krieg befindlichen Sänger mit ihrem Verein bekunden.
Am 19. Februar 1919 beendete Albert Hug seinen Protokolldienst mit den zuversichtlichen
Worten:
„Hoffentlich wird der Verein künftig kräftig anwachsen zur Förderung alles Guten
+ Schönen + zum Wohle unserer Stadt Kenzingen. Drum Grüß Gott mit hellem
Klang, Heil deutschem Wort und Sang. A. Hug Dirigent u stellvertr. Schriftführer
"
Es folgte dann in der Tat eine Zeit der raschen Konsolidierung, der Verein erlangte
alsbald wieder stattliche Größe und Bedeutung. Allerdings blieb auch der Verein
nicht von der Wirtschaftskrise und der Inflation verschont. Aus vorliegenden Kassenbüchern
entnehmen wir, dass am 10. Juli 1923 dem Verein für bestellte Sängermappen
(incl. Verpackung und Porto von 5.500 Mark) schon 125.300,00 Mark
berechnet wurden. Als 1928 ein neuer Flügel angeschafft werden musste, zeigten
die Sänger Solidarität und Phantasie. Es wurden reichlich „Anteilsscheine" ausgegeben
, wonach die Sänger in der Regel 10 Reichsmark als Darlehen gaben (...
ist verzinslich mit 5% jähr lieh... Das Kapital wird innerhalb 5 Jahren durch Auslosunggetilgt
.-). So gaben „Alfred Krocker, Frisör, hier" 10 Reichsmark, „Johann
Fritsch, Engelwirt, hier" 20 Reichsmark und der offenbar vermögendere „Franz
Häringer, Sparkassenverwalter, hier" sogar 50 Reichsmark. Der Verbleib des Flügels
kann noch bis etwa in die sechziger Jahre erinnert werden, als der Verein vom
traditionellen Vereinslokal „Beller", (der Raum wurde früher „äußerer Beller" genannt
) in den Hirschensaal umzog. Die Frage nach dem sicheren Verbleib des
Flügels dürfte auf Dauer unbeantwortet bleiben.
Ein sehr schwerer Schicksalsschlag, nicht nur für dessen Familie, sondern auch
für den Verein, war der Tod des vorerwähnten langjährigen und verdienten Vorsitzenden
Albert Hug im Jahre 1930. Dies traf den Verein so sehr, dass sogar das vorgesehene
60-jährige Stiftungsfest um ein ganzes Jahr auf 1931 verschoben wurde.
Es nahte nun eine andere Zeit und im Vereinsjahr 1933 trat eine erstaunliche Erlahmung
ein. Das Protokollbuch vermerkt in der Generalversammlung zu Punkt
6 (Neuwahlen):
„ 1. Notenwart Kroker hat seit l.Jahr keine Proben besucht
2. Schreiben des Vorstandes blieben ohne Bescheid. Daher wird für ihn Herr
Beck jun. zum Notenwart vorgeschlagen u. wird gewählt. Die ganze Vorstandschaft
ist amtsmüde u. würde ihr Amt abgeben, wenn geeignete Persönlichkeiten
sich dazu hergeben."
So weit kam es nicht, die Vorstandschaft blieb bis auf den Notenwart im Amte.
Unser heutiger Sänger Karl Krocker (ein leidenschaftlicher Tenor) wird die
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