Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
40. und 41. Jahrgang.2020/2021
Seite: 95
(PDF, 44 MB)
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Die Post kam in dem böse heimgesuchten Land erst langsam in Gang, doch schon
im Sommer 1945 erhielt das Ordinariat zahlreiche Antworten; weitere trafen nach
Mahnungen bis Ende 1947 ein. Insgesamt geben sie einzigartige Einblicke in eine
Zeit der Umbrüche3. Die Pfarrer hatten das Leben ihrer ,Pfarrkinder4 geteilt; viele
hatten sich auch um die , weltlichen' Belange ihres Pfarrortes kümmern müssen.

Mit Kriegsausbruch waren Bewohner grenznaher Orte ins Hinterland zurückgeführt
' worden; Pfarrer des Heimatortes blieben in Verbindung mit den Evakuierten
. Weihnachten 1939 waren die meisten wieder daheim, doch wegen des Westfeldzuges
(Mai/Juni 1940) mussten Junge und Alte erneut ihre Heimat verlassen.
Der Waffenstillstand mit Frankreich (22. 6. 1940) ermöglichte bald die Heimkehr.
Für Südwestdeutschland begannen einige Jahre relativer Ruhe.

Die volle Wucht des Krieges bekam der Breisgau infolge der ,Invasion4 in die
Normandie (6. 6. 1944) zu spüren. Von Frankreich aus versetzten Amerikaner
und Briten Dörfer und Städte mit Bombern und Jabos in Angst und Schrecken. Im
Februar und März 1945 überquerten Amerikaner und Franzosen den Rhein südlich
von Mainz; sie rollten nun das Gebiet der Erzdiözese Freiburg von Norden
her auf. Viele Pfarrer nennen den Tag, an dem ihr Ort in Feindeshand fiel. Kurz
vor der bedingungslosen Kapitulation (in den Berichten oft „Waffenstillstand"
genannt) hatten französische Truppen den Breisgau besetzt.

Die im Erzb. Archiv gepflegte Quellensammlung4 erlaubt, Entwicklungen und
Ereignisse, denen unser Land 1945 ausgesetzt war, als ein prägendes Stück Heimatgeschichte
zu erkunden. Mancher Pfarrer hat nur ein paar magere Zeilen geschickt
; viele sind ausfuhrlich auf unerhörte Begebenheiten eingegangen, deren
Zeuge sie geworden waren. In diesem Aufsatz werden Quellen aus dem Dekanat
Waldkirch betrachtet, zu dem seinerzeit 24 Pfarreien gehörten6. Sechs handschriftliche
Berichte blieben einstweilen unausgewertet, wie auch Teile der Sammlung,
die das Thema dieses Beitrages nicht berühren. Ein Ausschnitt aus dem Bericht zu
Nordweil soll den Überblick eröffnen.

3 Vgl. Josef F. Göhri: Die Franzosen kommen! Kriegsereignisse im Breisgau und in der Ortenau. Geiger-
Verlag Horb am Neckar, 2005. 160 S., zahlreiche zeitgenössische Abbildungen. Den willkommenen
Hinweis auf diese Sammlung von Kriegsberichten verdanke ich Dr. Kimmi, Kenzingen, mir über Herrn
Klaus Weber, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Landeskunde Kenzingen, zur
Kenntnis gebracht.- Vgl. ferner Peter Pfister, Hrsg., Das Ende des Zweiten Weltkriegs im Erzbistum
München und Freising. Die Kriegs- und Einmarschberichte im Archiv des Erzbistums München und
Freising. Regensburg 2005 (Schriften des Archivs des Erzbistums München und Freising; Bd. 8).

4 EAFB2-35/147bisB2-35/152.

5 Das Erzb. Freiburg war seinerzeit unterteilt in 46 Dekanate (42 in Baden, 4 in Hohenzollern) mit 965
„Seelsorgestellen" (896 Pfarreien sowie 69 Kuratien, d.h. Pfarreien im Aufbau). Zum Dekanat Waldkirch
gehörten die Pfarreien Bleibach, Bleichheim, Bombach, Buchholz, Denzlingen, Elzach, Emmendingen,
Glottertal, Gutach (Kuratie), Hecklingen, Heimbach, Heuweiler, Holzhausen, Kenzingen, Kollnau,
Oberbiederbach, Oberprechtal, Obersimonswald, Oberwinden, Reute, Siegelau, Untersimonswald,
Waldkirch, Yach. - Nach: Realschematismus (Handbuch des Erzbistums Freiburg, Bd. 1) Freiburg i.Br.
1939, S. 3, 7, 10-713.

6 Nordweil (heute Ortsteil von Kenzingen) gehörte seinerzeit als Filiale zur Pfarrei Bleichheim (heute
Ortsteil von Herbolzheim).

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