Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
40. und 41. Jahrgang.2020/2021
Seite: 97
(PDF, 44 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2021-40-41/0099
leichtsinnigen Weiber stellten wohl die Evakuierten. Einer der Soldaten sagte, sie
seien in ein sündiges Dorf gekommen. Als ich diesen Ausspruch in einer Predigt
über die Unkeuschheit erwähnte, zog ich mir den Hass der SS zu, weil ihre Chancen
merklich sanken."

Als Folge deutscher Siege 1939 bis etwa 1943 wurden Millionen von Kriegsgefangenen
sowie männliche und weibliche Zivilarbeiter ins Reich geschafft, wo
sie in Landwirtschaft und Industrie, Gewerbe und Haushalt die zum Kriegsdienst
eingezogenen Deutschen ersetzen sollten. Untergebracht waren sie in Lagern
oder privat. Belgier, Holländer und Franzosen hatten im allgemeinen gute Uberlebenschancen
. Eine Sonderrolle kam Elsässern zu; sie sollten in ihrer (vom Reich
annektierten) Heimat ,entwelscht' oder in Baden , umerzogen' werden. Dazu wurden
Beamte über den Rhein hinweg ausgetauscht. Unter Bruch des Völkerrechts
wurden Elsässer seit August 1942 auch in die Wehrmacht oder Waffen-SS gezwungen
.

Polen, Russen, Ukrainer, Serben und andere Ost- und Südosteuropäer wurden
vielerorts schlecht behandelt. Wegen harter Arbeit, unzulänglicher Verpflegung,
miserabler Unterbringung, fehlender medizinischer Versorgung sind Millionen
von Gefangenen im Reich sowie in den besetzten oder annektierten Gebieten
elend zugrundegegangen; Tausende wurden wegen nichtiger Vergehen oder ohne
Angabe von Gründen umgebracht.

Luftangriffe und ihre Folgen

Während des Krieges haben feindliche Luftflotten deutsche Städte mit zunehmender
Wucht zerbombt, Mannheim etwa von Dezember 1940 bis März 1945,
Freiburg im November 1944, Pforzheim im Februar 1945. Uberlebende der ,Terrorangriffe4
(eine zutreffende zeitgenössische Bezeichnung) flohen zu Bekannten
oder Verwandten aufs Land; andere wurden in Gegenden ,evakuiert', die (noch)
außerhalb der Reichweite alliierter Bomber lagen. Da der Breisgau lange Zeit als
leidlich sicher galt, werden hier in allen Orten Evakuierte gelebt haben, vor allem
Mütter mit Kindern: Aus dem Ruhrgebiet, dem Rheinland, Thüringen, aber auch
aus badischen Städten. Norddeutsches Mundwerk, städtisches Gehabe, protestantische
Konfession waren vielen Breisgauern fremd; die Pfarrer betrachteten Evakuierte
als höchst unwillkommene Belastung. Mussten Einheimische Küche und
soweit vorhanden, Bad und Toilette mit den zwangsweise Eingewiesenen teilen,
vielfach von Herbst 1943 bis Sommer 1945 waren Spannungen und Konflikte
kaum zu vermeiden.

Unter Bomben hatte im Dekanat Waldkirch vor allem Kenzingen zu leiden; seit
Herbst 1944 kam, wie für viele andere Orte, Bordwaffenbeschuss dazu. Die als
tückisch erlebten ,Jabos' griffen Verkehrsanlagen und Kraftwagen an, aber auch
einzelne Landarbeiter. Im Tiefflug waren sie so plötzlich da, dass Großen und

97


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2021-40-41/0099