Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
40. und 41. Jahrgang.2020/2021
Seite: 101
(PDF, 44 MB)
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Siegerallüren und Sadismus haben die Verbitterung geschürt; sie schlug um in
Zorn, als Kahlschläge im Schwarzwald und Demontagen von Industrieanlagen
und Eisenbahnschienen bekannt wurden. Obendrein mussten die Deutschen hohe
Ansprüche befriedigen. Zu den Besatzungstruppen, viele mit Familie, kamen
Schulkinder, die sich im Schwarzwald satt essen sollten.

Einmal mehr ist ein einschränkendes Aber geboten: Die Franzosen waren auf
fremde Lieferungen angewiesen, weil auch ihr Land im Krieg schwer gelitten
und Deutsche es von 1940 bis 1944/45 schamlos ausgeplündert hatten8.

Aber auch Beispiele für Entgegenkommen

Französische Kriegsgefangene, die von den Deutschen anständig behandelt wor-
den waren, haben sich vielerorts für die Bewohner , ihres4 Dorfes eingesetzt. Ortliche
Befehlshaber waren zu spontaner Hilfe bereit, etwa nach einem Unfall zum
Transport des Opfers in die nächste Klinik. Mancher Elsässer, der als Lehrer nach
Baden zwangsversetzt worden war, wurde von der Kommandantur als Ortskommandant
eingesetzt. Anerkennend wird aus Untersimonswald am 1.8.1945 berichtet
: „ Größere Schwierigkeiten konnten auch durch einen jungen Elsässer, der
sich kurz zuvor hier verheiratet hatte, in vielen Fällen Schutz und Vermittlung
übernahm und in der Folgezeit das Amt als Bürgermeister im ganzen Tal an sich
nahm, hintangehalten werden ". Bedauernd heißt es dann weiter, nach Auskunft
des Landrates und des französischen Kommandanten könne der Elsässer nicht
Bürgermeister bleiben; denn in allen Orten müssten Deutsche dieses Amt übernehmen
.

Für Millionen die Stunde der Befreiung - für Einheimische neue Nöte

Kriegsgefangenen, Ost- und Zwangsarbeitern, KZ-Häftlingen und vielen anderen
brachte die Besetzung die ersehnte Befreiung. Ost- und Südosteuropäer rächten
sich nun für das, was sie und ihre toten Landsleute erlitten hatten: Einzeln oder
in Banden beschafften sie sich Waffen und erpressten Deutsche, vor allem die
außerhalb geschlossener Siedlungen lebenden. Raub und Vergewaltigung werden
in den Berichten fast schon als normal erwähnt. Da und dort haben Ausländer ihre
deutschen Schinder, wenn sie ihrer habhaft wurden, kaltblütig umgebracht. Von
„Russenplage" ist oft die Rede, auch vom Aufatmen der Bevölkerung, als Russen,
Polen und andere - wieder in Lagern! - gesammelt und dann in ihre Heimat zurückgeschafft
wurden. Viele von ihnen gingen einem bösen Schicksal entgegen;
wenigen gelang die Auswanderung in ein aufnahmebereites Land.

7 Das Massaker in Oradour (10. 6. 1944, vier Tage nach der Jnvasion' der Alliierten in der Normandie)
ist als ein Beispiel deutscher Greuel in das kollektive Gedächtnis Europas eingegangen.

8 Aus Nordbaden berichtet ein Pfarrer, französische Truppen seien in amerikanischen Uniformen
aufgetreten; Philippsburg 2. 7. 1945. - Vielen Franzosen war (und ist) der Gedanke schwer erträglich,
dass ihr Land seine Befreiung Amerikanern verdankte.

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