Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
40. und 41. Jahrgang.2020/2021
Seite: 123
(PDF, 44 MB)
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Auch dieser besonderen sprachlichen Herausforderung, dem Lesen einiger Passagen
unterzogen sich die deutschen Partner in meinem Französischkurs. Die Enkelin
des berühmten französischen Literaten nahm später am Schüleraustausch
Toulouse-Kenzingen teil.

Auf eine nicht ganz leichte Hürde im Austausch und im gegenseitigen Verständnis
stieß man ganz unerwartet im Jahre 1990 mit der Wiedervereinigung. Obwohl
es im Prinzip klar war, dass eine Einigung Europas ohne ein wiedervereintes
Deutschland nicht möglich ist, dies sogar formuliert von dem französischen Präsidenten
Charles de Gaulle, spürten die Deutschen doch einige Beklemmungen
bei ihren französischen Partnern in den Gesprächen der damaligen Zeit. Gerade
die älteren unter ihnen, die in ihrer Kindheit den Krieg erlebt hatten, gestanden
aufrichtig ihre Befürchtung, dass ein wiedervereintes Deutschland doch viel zu
stark werden könnte, um seine Rolle im vereinten Europa und Frankreich gegenüber
gut spielen zu können. Das deutsche Trauma saß eben doch noch tief. Mit
umso größerer Erleichterung wurden die beiden folgenden Jahrzehnte erlebt, die
die Wichtigkeit des engen Zusammenschlusses von Deutschland und Frankreich
als eine Voraussetzung für ein starkes Europa zeigten. Auf jene Unsicherheit kam
man aber doch noch öfters zu sprechen und konnte sie in aller Freundschaft auch
erläutern und dem anderen verständlich machen.

Auch junggebliebene Rentner können nicht mehr so viel unternehmen wie noch
vor 30 Jahren. (Abb. 13). Mit einiger Sorge und auch ein bisschen Wehmut versetzt
man sich nun in die Jahre der Zukunft. Auch die besten Freundschaftsbande
werden einmal enden. Einige aus dem Freundeskreis sind inzwischen schon verstorben
. Manche Pläne und Wünsche nach Wiederholung kommen immer wieder
auf, die sich vielleicht doch noch realisieren lassen. Und immer ist die Hoffnung
präsent, dass Jüngere eine ähnlich völkerverbindende Freundschaft pflegen werden
wie diese, auf die wir stolz zurückblicken dürfen mit einer Dauer von über
drei Jahrzehnten. Allerdings geht das nicht ohne eine bestimmte Mühe, die aber
sehr lohnenswert ist: Lerne die Sprache des Nachbarn und lerne ihn dabei besser
verstehen.

Bildquellen: Alle Fotos stammen aus dem persönlichen Fundus verschiedener Teilnehmer des Austausches,
die Straßenskizze aus dem kleinen Polyglottföhrer "Normandie" von 1992.

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