Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
40. und 41. Jahrgang.2020/2021
Seite: 165
(PDF, 44 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2021-40-41/0167
und pasanac). Die fünf Lexem-Konkurrenten haben allerdings gegenüber sogor
jeweils eine partiellere und damit eine präzisere Bedeutung. In der Regel erfahren
die meisten Lehnwörter selbst mehr oder minder ausgeprägte semantische Einbußen
, indem sie durch Bedeutungsverengungen oder Bedeutungserweiterungen
gekennzeichnet sind, oder sie nehmen der Gebersprache gegenüber eine völlig
neue Bedeutung an. In Nordkroatien z.B. sagt man umgangssprachlich gellpter
für einen groben und barschen jungen Mann oder für einen Taugenichts. Das Wort
ist ein Lehnwort aus dem Deutschen und kommt von Geliebter und zwar mit
einer sehr starken Bedeutungsverschiebung im Kroatischen, wobei von der alten
Grundbedeutung der Gebersprache fast nichts übriggeblieben ist.

Die oben ad hoc genannten Überlegungen weisen auf die Komplexität von Lehnbeziehungen
unter den Sprachen hin, worauf schon zahlreiche Sprachwissenschaftler
in ihren Arbeiten und Beiträgen aufmerksam gemacht haben. An dieser
Stelle sollte man eine der relevanten Arbeiten nennen, die Sprachen im Kontakt
behandeln, und zwar Uriel Weinreichs Arbeit „Languages in Contact" (1953), die
alle wesentlichen Aspekte dieser Problematik herausgearbeitet hat und der Problematik
von Lehnbeziehungen relativ viel Raum schenkt. Die Arbeit verfügt über
ein ausführliches Literaturverzeichnis. In einem ähnlich betitelten Buch „Teori-
ja jezika u kontaktu"2 (1986) behandelt der kroatische Anglist Rudolf Filipovic
Sprachbeziehungen und im Besonderen die Lehnbeziehungen des Kroatischen
als Nehmersprache und des Englischen als Gebersprache. Filipovic arbeitet an
einem in den letzten Jahrzehnten immer größeren Korpus des 20. Jahrhunderts,
da englische Entlehnungen erst in jüngster Vergangenheit im größeren Maße die
kroatische Sprache überfluten.

Die deutschen Entlehnungen, die seit dem Mittelalter ins Kroatische eindringen
, sind verschiedenartiger und zahlreicher3 als die englischen und gehören geschichtlich
verschiedenen Lehnwellen bzw. Lehnschichten an. Die betreffende
Problematik der deutschen Entlehnungen erörtern einige kroatische Sprachforscher
, aber besonders hervorzuheben sind drei deutschsprachige Arbeiten4. Hildegard
Striedter-Temps setzt in ihrer Arbeit aus dem Jahr 1958 Akzente auf Fragen
der Phono- und Morphoadoptierung. Edmund Schneeweis, der jahrzehntelang
an der Problematik arbeitete, hebt in seiner Arbeit aus dem Jahr 1960 besonders
kulturgeschichtliche Momente hervor. Die dritte Arbeit von Matthias Rammelmeyer
aus dem Jahr 1975 untersucht die deutschen Einflüsse im lexikologischen
Bereich und behandelt besonders Lehnübersetzungen aus dem Deutschen. Alle
drei Arbeiten behandeln deutsche Entlehnungen im wie es damals hieß „Serbokroatischen
" und strengen sich unheimlich an, alles unter einen Hut zu bringen,
was sehr schwierig war und aus heutiger Sicht sogar zu bemängeln wäre, denn
das Kroatische, und besonders die Mundarten und die älteren schriftlichen Dokumente
seines Nordwestteils weisen eine ununterbrochene Einflusskontinuität
des Deutschen seit dem Mittelalter auf, während das Serbische erst seit dem

165


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2021-40-41/0167