Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
40. und 41. Jahrgang.2020/2021
Seite: 166
(PDF, 44 MB)
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19. Jahrhundert die erste bedeutendere Schicht von Entlehnungen aus dem Deutschen
aufnimmt, deren Gesamtzahl dem Kroatischen gegenüber um das Vielfache
geringer ist.

Neben rein lexikalischen Entlehnungen aus dem Deutschen, die den größten Anteil
im Kroatischen ausmachen, gibt es auch andere Lehnbeziehungstypen. Die
kroatischen Wörter utisak, Crvenkapica, djelokrug, ispad, izlet, istovremen sind
allesamt wortwörtliche Lehnübersetzungen aus dem Deutschen, die da lauten:
Eindruck, Rotkäppchen, Wirkungskreis, Ausfall (mit Worten), Ausflug, gleichzeitig
. Die Wörter kolodvor, zeljeznica und stednjak sind wohl keine Lehnübersetzungen
sondern Lehnbildungen, da sie zweifellos nach deutschen Vorbildern
gebildet wurden, also auf Deutsch: Bahnhof, Eisenbahn und Sparherd. Alle drei
deutschen Vorbilder waren einst in der kroatischen Umgangssprache als direkte
Entlehnungen geläufig: banovo, ajziban und sparet (sporet), und das letzte
Wort kann man immer noch in der Bedeutung „(Holz-)Küchenherd" im kroatischen
Norden hören. Es gibt auf der anderen Seite zahlreiche kroatische Wörter,
die unter dem Einfluss der deutschen semantischen Äquivalente ihren Bedeutungsumfang
um eine weitere Bedeutung erweitert haben und man redet dann
von Lehnbedeutungen. Das Wort vatra (deut.: Feuer) erfährt unter deutschem
Einfluss eine zusätzliche Bedeutung, nämlich als „Feuer von Schusswaffen" in
kriegerischen Auseinandersetzungen. Ebenso wird beispielsweise vom deutschen
Wort „Lager"5 aus die neue im 19. Jahrhundert in der Fachsprache entstandene
Bedeutung „sich drehender Maschinenteil" auf das kroatische Wort lezaj übertragen
. Es gibt im Kroatischen zahlreiche abgeleitete Neubildungen (meist Verben)
wie farbati (deut.: färben, anstreichen), flasirati (deut.: Flaschen abfüllen), (s)
krahirati (deut.: Misserfolg erleben), slagirati se (deut.: Schlaganfall erleiden),
vagati (deut.: wiegen) usw., die als Basiswörter die vorher entlehnten deutschen
Substantive verwenden: farba (deut.: Farbe), flasa (deut.: Flasche), kr ah (deut.:
Krach), slag (deut.: Schlag[anfall]), vaga (deut.: Waage).

Besonders interessant sind umgangssprachliche Determinativkomposita mit dem
Grundwort masina: vesmasina und flajsmasina. Ihre jeweiligen Bestimmungswörter
sind die deutschen Substantive Wäsche und Fleisch, wobei das erste (ves)
im Nordkroatischen seit dem 18. Jahrhundert als Lehnwort vorkommt, während
das zweite iflajs) als Einzelwort im Kroatischen nicht vorkommt. Das Wort
vesmasina ist offensichtlich eine Art adoptierter Nachprägung der deutschen
Zusammensetzung Waschmaschine, die wohl formale Anpassungen erfahren
hat, wobei der erste Wortteil Wasch- (Verb) durch das bereits vorher entlehnte
Substantiv ves mit teils volksetymologischer Anlehnung ersetzt worden ist. Das
zweite Modell flajsmasina scheint in Kroatien entstanden zu sein, da die Form
Fleischmaschine im Deutschen nicht vorkommt, und die Entsprechung Fleischwolf
im Binnendeutschen oder Faschiermaschine im österreichischen Deutsch
heißt. Für das Kroatische sind gewöhnlich österreichische Formen maßgebend

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