Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
40. und 41. Jahrgang.2020/2021
Seite: 170
(PDF, 44 MB)
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toranj (ungar.: torony, mittelhochdeut.: torn, turn, neuhochdeut.: Turm), rudo in
der Bedeutung von Deichsel (ungar.: rüd, mittelhochdeut.: ruote, neuhochdeut.:
Rute) und viele andere in der kroatischen Umgangssprache.

Vieles änderte sich, als große Teile Kroatiens und Ungarns Anfang des 16. Jahrhunderts
von den Osmanen bedroht und einige Jahrzehnte danach für die folgenden
150 Jahre besetzt wurden. Besetzt wurden Slawonien, Gebiete bis etwa nach
Banja Luka, die zum heutigen Bosnien und Herzegowina gehören, während Dal-
matien schon seit 1409 der Republik Venedig angehörte, sodass Kroatien auf ein
Fünftel seines ehemaligen Gebiets zurückgefallen war. Ende des 17. Jahrhunderts
(1683) wurden alle von den Osmanen besetzten Gebiete befreit und das Land
erholte sich langsam als Teil der Habsburger-Monarchie. Im Jahr 1797 ging die
tausend Jahre bestehende Republik Venedig zu Ende, und das fast ausschließlich
von Kroaten besiedelte Dalmatien wurde zu einem Teil der Habsburgermonarchie
, die 1918 unterging.

Diese kurze geschichtliche Ubersicht deutet daraufhin, dass der deutschsprachige
Einfluss auf das Kroatische und seine Mundarten nur in Nordwestkroatien eine
ununterbrochene Kontinuität von zwölf Jahrhunderten aufweist, während das
kroatische Küstenland und Slawonien jeweils eine Zäsur von 400 bzw. von 150
Jahren aufzeigen. Dies hatte den unterschiedlich ausgeprägten Lehneinfluss der
deutschen auf die kroatische Sprache der betreffenden kroatischen Landschaften
zur Folge. In Nordwestkroatien mit heute etwa 2000 Entlehnungen war der Einfluss
am stärksten und im Küstenland am schwächsten mit etwa 700 Entlehnungen
, während der Nordosten (Slawonien und Syrmien) die mittlere Position mit
etwa 1500 Entlehnungen einnimmt.

Die genaue Anzahl von lexikalischen Entlehnungen in der kroatischen Umgangssprache
und in den besonders kajkavischen Mundarten (südslawische Dialektgruppe
, die vor allem in Kroatien gesprochen wird) wird auf über 2000 beziffert,
worunter etwa 200 auch in die kroatische Standardsprache eingedrungen sind, obwohl
die kroatischen Sprachwissenschaftler seit 150 Jahren Hunderte von Neubildungen
geschöpft haben, zahlreiche Internationalismen, aber auch Orientalismen
als Ersatz für deutsche Entlehnungen eingeführt haben. Allen diesen Umständen
zum Trotz wimmelt es noch heute von deutschen Entlehnungen in der gesprochenen
Sprache.

Wenn man in der heutigen Standardsprache von 200 deutschen Entlehnungen
redet, dann meint man richtige lexikalische Entlehnungen wie bronca (deut.:
Bronze), deka (deut.: Decke zum Zudecken), kugla (deut.: Kugel), kuhati (deut.:
kochen), remen (deut.: Riemen), ribizl (österr.-deut.: Ribisel = Johannisbeere),
spinat (deut.: Spinat), tepih (deut.: Teppich), vaga (deut.: Waage) usw. Dazu
kommt ein etwa viertausend10 Stichwörter zählendes Wortgut der bereits genannten
Lehnübersetzungen, Lehnbildungen und Lehnbedeutungen, die erst seit Mitte
des 19. Jahrhunderts nach dem Vorbild der deutschen Wortformen gebildet wurden
wie kazneno pravo, kaznenopravni (deut.: Strafrecht, strafrechtlich), dokaz

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