Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
40. und 41. Jahrgang.2020/2021
Seite: 171
(PDF, 44 MB)
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(deut: Beweis), domovnica (deut.: Heimatschein), iskaz (deut.: Aussage), bes-
predmetan (deut.: gegenstandslos),pravorijek(deut.: Rechtsspruch),pravosnazan
(deut.: rechtskräftig), korijen (deut.: [math.] Wurzel), kutomjer (deut.: Winkelmesser
), polumj er (deut.: Halbmesser), trokut (deut.: Dreieck), rasplinjac (deut.:
Vergaser), blatobran (deut.: Kotflügel), bravar (deut.: Schlosser), brodogradnja
(deut.: Schiffsbau), brodolom (deut.: Schiffbruch), tiskati, tiskara (deut.: drucken,
Druckerei), kolodvor (deut.: Bahnhof), debelokozac (deut.: Dickhäuter), cjepid-
laka (deut.: Haarspalter), malodusan (deut.: kleinmütig), mjerodavan (deut.:
maßgebend, -gerecht), kisobran (deut.: Regenschirm), dopasti se (deut.: gefallen
), dvojiti (deut.: zweifeln), glasovati (deut.: ab-/stimmen), ponasati se (deut.:
sich betragen), predstaviti, predstava (deut.: vorstellen, Vorstellung), slijepo
crijevo (deut.: Blinddarm), trakavica (deut.: Bandwurm), glavobolja (deut.: Kopfschmerz
), poduzece, poduzetnik (deut.: Unternehmen, Unternehmer) usw. Zum
Einfluss der deutschen Sprache gehört auch die stark ausgeprägte Vermittlung
des Lehnguts aus dem Lateinischen und aus anderen europäischen Sprachen wie
z.B. financije (deut.: Finanzen), financirati (deut.: finanzieren), mars (deut.: der
Marsch), marsirati (deut.: marschieren), sendvic (deut.: Sandwich), sport (deut.:
Sport), Spekulant (deut.: Spekulant), spekulirati (deut.: spekulieren), spirit (deut.:
Spiritus), strajk (deut.: Streik), tank (deut.: Tank), trener (deut.: Trainer), tunel
(deut.: Tunnel) und viele andere.

Die meisten lexikalischen Lehnwörter, etwa 90% von etwa 2000, wurden seit
dem 18. Jahrhundert entlehnt. Es gibt mehrere Gründe, warum der Einfluss der
deutschen Sprache seit dem 18. Jahrhundert erstarkt ist. Erstens wurde Anfang
des 18. Jahrhunderts in den Grenzgebieten zum osmanischen Bosnien und Herzegowina
sowie Serbien die sogenannte Militärgrenze errichtet, die unmittelbar von
Wien aus verwaltet und in deren Verwaltung alles in Deutsch abgewickelt wurde.
Außerdem war Deutsch an der Grenze die Kommandosprache. Zweitens war im
19. Jahrhundert Deutsch viele Jahrzehnte bis etwa 1865 die alleinige Unterrichtssprache
an den kroatischen Gymnasien, z.B. in Zagreb, in Osijek, in Vinkovci, in
Varazdin, in Senj, aber in Pazin in Istrien sogar bis 189012. Die meisten Kroaten
studierten bis 1918 in der Regel in Wien, in Graz und an der deutschen Universität
in Prag, denn eine kroatische Universität in Zagreb gibt es erst seit 1874; sie
entwickelte sich sehr langsam und gelangte erst nach dem Ersten Weltkrieg zur
vollen Blüte. Drittens gab es zu jener Zeit vor allem in Nordkroatien etwa 200.000
Deutschsprachige, die sowohl in Städten wie Zagreb und Osijek als auch als Bauern
oft in geschlossenen Gemeinden vorwiegend in Slawonien und Syrmien auf
dem Lande lebten. Außerdem darf man nicht außer Acht lassen, dass Deutsch in
Kroatien nicht nur Verkehrssprache, sondern auch Kultur- und Prestigesprache
war, denn nicht nur die Gebildeten sprachen und schrieben Deutsch, sondern auch
einfache kroatische Städter strengten sich an, gute Deutschkenntnisse zu erwerben
. Im 19. Jahrhundert erschienen in Zagreb auf Deutsch mehrere Wochenzeitungen
und zeitweise zwei Tageszeitungen: die „Agramer Zeitung" von 1830 bis
1912 und das „Agramer Tageblatt" von 1888 bis 1922 (Agram ist der deutsche
Name für Zagreb).

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