http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2021-40-41/0190
Es war ein Glücksfall, dass wir an einem der vielen Schlösser vorbeifuhren, die
Prinz Eugen im ehemaligen Habsburgerreich für sich bauen ließ.
Was aber den Verfasser außer dem Wein zum Staunen brachte: Heiße Sommer
und ein anmooriger Boden mit günstigem Grundwasserstand räumen dem Mais
auf einer Parzelle von 13.000 ha (!) - 25 km lang und 4-7 km breit - einen hervorragenden
Platz in der Fruchtfolge ein. Nach einer Veröffentlichung aus dem
Jahre 1963 kamen in dem damaligen Staatsbetrieb vor der Erweiterung zum Anbau
: 7.000 ha Mais, 4.500 ha Zuckerrüben, 4.500 ha Luzerne, 10.000 ha Weizen,
270 ha Weinbau und 450 ha Fischteiche.
Bei der Rundfahrt durch das „Kopacki rit" konnten wir uns von dem ausgezeichneten
Stand des Körnermaises und der Sonnenblumen überzeugen. Der Mais hat
im Sommer seinen Fuß im Grundwasser, den Kopf aber in der heißen Balkansonne
. So günstige Voraussetzungen findet er sonst nur noch in der Poebene und am
Fuß der Pyrenäen.
Uber den Blick in die neuzeitliche Geschichte der Region hinaus bleibt zum
Schluss zusätzlich der tiefe Eindruck über die archäologischen Entdeckungen
in Vinkovci: Wenn auf einem Gebiet der Zeitabstand zwischen archäologischen
Funden nicht größer als 100 Jahre ist, sprechen wir von kontinuierlicher Besiedlung
. Das heutige Vinkovci ist das älteste, kontinuierlich besiedelte Gebiet in Europa
- denn - zwischen den Funden in Vinkovci sind die Zeitabstände kürzer
als 50 Jahre. Die ersten Funde sind über 8.000 Jahre alt. Vinkovci ist ein reicher
archäologischer Fundort!
1 Veröffentlicht in: Die Pforte 2017-2018, S. 265
2 Kroatien gehörte schon immer zur europäischen Familie: von 1102 bis 1526 in Personalunion
mit Ungarn und von 1525 bis 1918 als Teil des Herrschaftsgebiets der Habsburger. Kenzingen
war wie Freiburg von 1369 bzw. 1368 bis 1806 habsburgisch. An der Donau und südlich von
Vinkovci befindet sich heute noch die EU-Grenze, wie sie sich seit Jahrhunderten aus der
Geschichte Roms und Konstantinopels herausgebildet hat und später zur Grenze zwischen
Römisch-katholisch und Griechisch- bzw. Serbisch-orthodox wurde. Damit kommt der
geografischen Lage von Vinkovci in Ostslawonien eine große Bedeutung zu, nämlich aus der
einstigen Trennlinie eine Kontaktzone werden zu lassen.
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