Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
40. und 41. Jahrgang.2020/2021
Seite: 208
(PDF, 44 MB)
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Behauptung auch schon vor 1933 im Deutschen Reich gebräuchlich war (S. 75).
Seit Juni 1919 gab es einen „Reichskommissar für die besetzten rheinischen Gebiete
", ab März 1923 einen „Kommissar des Reichskanzlers für die Ruhrabwehr"
und ab März 1931 einen „Reichskommissar für die Osthilfe".

Mehr in die Tiefe geht Haumanns Beitrag „Anpassung als Normalität und Widerstehen
als Ausnahme - Über die Schwierigkeiten, die Waldkircher Geschichte im
„Dritten Reich" angemessen darzustellen" (S. 27^2). Er fragt nach den Hintergründen
der Palette der Verhaltensweisen von aktiven Nazis, willfährigen Handlangern
, Denunzianten, Mitläufern, die allenfalls im privaten Kreis ihren Unmut
äußerten, bis zu den denjenigen, die in unterschiedlichem Maß Widerstand leisteten
(S. 33). Haumann diskutiert die vielfältigen Probleme bei der Aufarbeitung
der lokalen NS-Geschichte und gibt hierbei Maßstäbe vor: „Unfrieden verhindert
man nicht durch Verschweigen der Vergangenheit." Erinnerung stärke nicht nur
das Selbstbewusstsein, sondern befreie und gebe Kraft, Gegenwart und Zukunft
zu gestalten (S. 38). „Nichts soll verschwiegen werden. Aber: wir haben nicht
Richter über Schuld und Unschuld zu sein." (S. 39)

Das 1. Kapitel „Waldkirch vor 1939" (S. 43-150) erörtert die Geschichte der
Waldkircher NSDAP und SS und ihre Aktivitäten, Wahlergebnisse, den Ubergang
Anfang 1933 von Bürgermeister Carl Eberle zu seinem NS-Nachfolger Max Kellmayer
, die Mobilisierung der Bevölkerung für den Krieg über Kriegerdenkmale
und den Heldenkult bis hin zur Verherrlichung eines Kindersoldaten.

Im 2. Kapitel geht es um „Waldkirch im Zweiten Weltkrieg" (S. 151-236) mit
Themen wie Soldatenbriefe, Tötung „lebensunwerten" Lebens, Denunziationen
von Beziehungen zwischen Einheimischen und Kriegsgefangenen, Mitglieder
der NSDAP Waldkirch, Nähseidenfabrik Gütermann (Familie jüdischer Abstammung
, aber schon in der 3. Generation protestantisch) und der als Massenmörder
der litauischen Juden bekannt gewordene SS-Standartenführer Karl Jäger.

Der „Widerstand gegen den Nationalsozialismus" bildet das 3. Kapitel (237-
284). Darin wird der Widerstand von Konservativen, Christen, Sozialdemokraten
und Kommunisten thematisiert. Beeindruckend ist Wettes Artikel zu dem wegen
kirchlichen Widerstands 1941 aus Hellenthal/Eifel nach Waldkirch verbannten
katholischen Pfarrers Leo Bauer. Der Psychoterror der Nazis hatte bei ihm eine
tiefgreifende Depression verursacht, die ihn wohl angesichts der Kriegszerstörungen
und der brutalen Weigerung der meisten Deutschen, sich der Vergangenheit
zu stellen, in den Suicid trieb. Beschämend ist hier das Verhalten der Katholischen
Kirche: Wegen seines Suicids wurde Bauer nicht in das von Prälat Helmut
Moll erstellte katholische Märtyrerverzeichnis aufgenommen (S. 282). Positiv ist
der Hinweis zu werten, dass auch Personen wie Heinrich Baumer, Parteigänger
des Zentrums und christlicher Gewerkschafter, zum Widerstand gehörten (Helmut
Siegel, S. 269-277). An seinem Beispiel wird verdeutlicht, dass „aktiver
Widerstand" nicht nur zum Beispiel die Attentate auf Hitler durch Claus von

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