http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2024/0049
Das 60 x 80 m große Areal der Oberburg und seine Vorburg ist mit mehreren
Halsgräben nach Süden gesichert. Über diesen Sporn erfolgte einst der Zugang zur
Wehranlage. Im Zentrum der Burg steht als ältestes Element der kurz nach 1200
aus Buckelquadern errichtete, quadratische Turm. Zur ursprünglichen Anlage
gehörten ferner eine Ringmauer und ein Torbau, in dem 1219 eine Urkunde
ausgestellt wurde.
1352 verkauft Friedrich von Üsenberg die Burg an Heinrich IV. von Hachberg.
In dieser Zeit entstanden die Schildmauer und weitere Bauten. 1515 gelangte sie
- baufällig und nicht bewohnbar - in den Besitz von Ritter Wolf von Hürnheim,
der wohl letzte Baumaßnahmen durchführte. Damals wurde der Palas umgestaltet
und mit einem prunkvollen Kachelofen ausgestattet. Nach der Zerstörung 1638
zerfiel die Burg und diente in der Folgezeit als Steinbruch, so dass der einstige
Baubestand heute nur noch ansatzweise ablesbar ist, wie Bertram Jenisch und
Hans-Jürgen van Akkeren feststellten.
Grundriss
Die Kirnburg erhebt sich auf einem Sporn in 382 m Höhe, auf dem nach Norden
auslaufenden Kirnberg, etwa 500 m südöstlich von Bleichheim. Zu den ältesten
Gebäudeteilen zählen auf der Oberburg (Abb. 2) der Rest des Bergfrieds (1),
die vorgelagerte Schildmauer (2), die wenig erhaltenen Mauern des Palas (3),
der Burggraben (4) und die südlich liegenden Vorwerke (8, 10 und 12) mit drei
weiteren Halsgräben (9, 11 und 13). Der Zugang in die Oberburg (gestrichelte
Linie) erfolgte vermutlich über die Vorwerke, dem alten Königssträssle.
Während einer Begutachtung der Vorwerke im April 2020 wurde durch den
Verfasser, in seiner Funktion als ehrenamtlich Beauftragter der Archäologischen
Denkmalpflege, in den Halsgräben der Vorwerke (9 und 11) ein interessanter
Befund dokumentiert. Hierbei handelt es sich um Wiederlager für die Jochbrücken,
die über die Halsgräben erbaut wurden. Während im Mittelalter die Gräben aus
dem Bundsandstein herausgeschlagen wurden, ließen die Bauhandwerker an
den Seitenwänden des Grabens (9) jeweils vier Felspfeiler in gleichem Abstand
und gleicher Höhe als Wiederlager für die Brücke stehen. Darüber senkrecht
aufgehend der Brückenkopf. Im südlichen Halsgraben (11) sind noch weitere
zwei Wiederlager für eine Brücke erhalten. Dieser Befund bestätigt die These,
dass sich der Zugang zur Oberburg über die Vorwerke befunden hat.
Bemerkenswert ist die Breite des Halsgrabens (4) nahe des Bergfrieds von ca. 40
m. Um diesen breiten Halsgraben mit einer Jochbrücke zu überspannen, ist der
Graben ohne Unterstützung durch Brückenpfeiler, für die es keinerlei Beleg gibt,
zu breit. Das Rätsel ließ sich auch nicht in der 3D-Rekonstruktion der Burganlage
lösen. Eine weitere Untersuchung vor Ort lieferte die Antwort.
48
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2024/0049