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die Münsterthaler Bergordnung. Wie Johannes von Usenberg zu diesem Amt
gekommen ist, bleibt im Unklaren. Als Landrichter im Breisgau erscheint er nur
einmal in diesem Zusammenhang. Vermutlich hatte er in Verbindung mit dem
österreichischen Landvogt nur ein stellvertretendes Amt inne10.
Besitz der Usenberger
Nach dem Ableben des letzten Zähringer Herzogs Berthold V. von Zähringen
(1218) entwickelten sich die Üsenberger zu einer der mächtigsten Familien des
Breisgaus. Zu den zahlreichen Lehen und Rechten der Üsenberger zählen die
Besitzungen des Bistums Basel im Kaiserstuhlgebiet, am Tuniberg, im Freiburger
Raum, sowie im südlichen Breisgau die Vogtei des Klosters Sulzburg 1157. In
den Besitz der Burg und der Siedlung Riegel gelangten die Usenberger vermutlich
über die Vogtei des Klosters Einsiedeln. Um 1200 erhielten die Üsenberger die
Vogtei über die Güter des Frauenklosters Andlau im Elsass. Zu diesem Besitz
gehörten die Ortschaften Bleichheim, Wagenstadt, Nordweil, Bombach, Dorf
Kenzingen, Herbolzheim, Sexau, Ottoschwanden, Bahlingen, Endingen und
Kiechlingsbergen. Die Vogteirechte des Klosters Andlau scheinen vermutlich
auch nach der üsenbergischen Herrschaftsteilung 1290 gemeinsam ausgeübt
worden zu sein7.
Bis 1284 waren die Regeln über Lehen des Klosters Andlau nur mündliche
Vereinbarungen. Diese Vereinbarung regelte die Rechte und Pflichten der Äbtissin,
des Vogtes, des Schultheißen und des Meiers. Offenbar wurden diese Abmachungen,
die auf Treu und Glauben vereinbart waren, immer weniger eingehalten. Diese
Mängel bezogen sich vermutlich auf die Zahlung von Abgaben an das Kloster,
weshalb die Äbtissin Anna von Andlau und ihr Konvent entsprechend ihrem Eid
die Rechte und Pflichten am 18.10.1284 neu regelte13.1344 trennte sich die Äbtissin
Adelheid von Geroldseck wegen Schulden von diesen Besitzungen, die auf besagte
Eingriffe der Vögte zurückgehen könnten.
Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts beschrieb Heinrich Schreiber die damals
noch gut erhaltenen Reste als Burg und vermutete wegen des Namens an
dieser Stelle ein römisches Kastell. Im Jahr 2019 ergaben neue Forschungen in
Zusammenarbeit mit Dr. Bertram Jenisch, Dr. Andreas Haasis-Berner und Hans-
Jürgen van Akkeren, dass es sich bei der im Eingang des Bleichtals um 1203
erwähnten Anlage castri chornberc aufgrund des Namens und Baubestand nach
heutigem Kenntnisstand um eine befestigte Grangie (Kornspeicher) handelt.
Dieser befestigte Kornspeicher der Vogtei Andlau im Besitz des Bvrchardi
de Osinberc, diente als Abgabestelle und Lagerstätte von Ernteerträgen. 1317
wird erstmals urkundlich eine Grangie (Kornspeicher) des Klosters Andlau in
Bleichheim genannt.
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