Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
42., 43. und 44. Jahrgang, Jubiläumsband „775 Jahre Stadt Kenzingen“.2022-2024
Seite: 57
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Der Usenbergbrunnen in Kenzingen -
Ein Werk der Weinbrennerzeit von 1824?

Gerhard Everke

Wasser, wir benutzen es täglich, gehört zum Wohlstand unseres Lebens. Sein
Überfluss verfuhrt zu sorglosem Umgang damit, ohne dass uns bewusst ist, dass
es ein Grundelement unserer Lebensbedingung ist. Wasser dient der Reinlichkeit
unserer Städte und segensreich ist es im Falle eines Brandes. Laufende Brunnen
gehen mit dem Atmosphärischen unserer Lebensfreude einher. Ihnen kommt
zu, an schwülen Sommertagen zu erquicken. Artesische Brunnen, Zieh- und
Pumpbrunnen ermöglichten dem Menschen, sich anzusiedeln und ein zivilisiertes
Leben zu fuhren. Mit seiner Erfindungsgabe ging das Gefühl für Schönheit einher,
dem er eine Vielfalt an künstlerischen Gestaltungsmöglichkeiten abzugewinnen
suchte. Nach und nach verbesserte Leitungssysteme machten den Brunnen
vom Fundort der Quelle unabhängig, was städtischen Standortplanungen
zugutekommen sollte. Noch lange wurden hölzerne Röhren dafür verwendet,
sogenannte Dohlen oder „Deichein", wie man um 1820 in Kenzingen zu sagen
pflegte. Gibt der viel besungene „Dorfbrunnen" dem Ortskern eine Orientierung,
so erweisen sich auch die öffentlichen Brunnen einer Stadt als beliebte Treffpunkte
ihres Urbanen Umfeldes. Zumeist kunstfertig gestaltet, präsentieren sie sich
mitunter in der Eigenschaft eines Denkmals.1

Monumentale Bedeutung kommt auch dem Kenzinger Usenbergbrunnen zu,
dessen hochgestellte Ritterfigur auf Herzog Rudolf II. von Usenberg anspielt
(Abb. 1). Er hat die Stadt 1249 gegründet. Ihm zum Dank und zum fortwährenden
Gedächtnis hat man den Brunnen erstellt, nicht zu Lebzeiten, sondern im 19.
Jahrhundert, der angebrachten Jahreszahl nach im Jahre 1824. Entstanden ist er
demnach zu einer Zeit, als sich bei uns der Klassizismus Bahn brach. Mit diesem
von der Geisteshaltung der Antike getragenen Zeitstil ging zugleich die Romantik
einher, deren Rückbesinnung auf das Mittelalter maßgeblich in der Figur des
Ritters zum Tragen kommt.

In der Differenzierung der epochalen Eigenschaften einerseits sowie in der
Symbiose von Bildwerk und historischer Persönlichkeit andererseits manifestiert
sich ein künstlerisch ambivalentes Selbstverständnis, das einem an sich
zweckdienlichen Gegenstand, nämlich einem Laufbrunnen, einen übergeordneten
Stellenwert einräumt. Seiner Bedeutung als Denkmal gerecht zu werden, ist ein
Ansinnen dieses Beitrags, viele ungeahnte Fragen aufwerfend.

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