Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
42., 43. und 44. Jahrgang, Jubiläumsband „775 Jahre Stadt Kenzingen“.2022-2024
Seite: 60
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in Nord-Süd-Richtung eine kurze, aber auffallend breite und von zwei Stadttoren
eingerahmte Marktstraße sowie als Querachse dazu eine ungleich längere, aber
schmalere Wohnstraße - eine Sackgasse wie man meint, weil keinerlei Pläne
überliefert sind, die eine entsprechende Toranlage belegen könnten. Sollte sich
Rudolf allen Ernstes für eine verkehrsberuhigte Zone ausgesprochen haben?
Glauben schenken möchte man dem eigentlich nicht, da im Falle einer
Brandkatastrophe keinerlei Fluchtmöglichkeit bestanden hätte - von den engen
Durchgängen der erwähnten Stadttore einmal abgesehen, die im Notfall auch
weit weg waren. Im östlichen Vorfeld befand sich überdies der Wirtschaftsbereich
der Einwohner. Dort breiteten sich die Kornfelder aus, durch die sich die
Alte Landstraße durch Altenkenzingen hindurchschlängelte. Mühlen und
Gewerbebetriebe profitierten vom Gefalle der Bergbäche. Merkwürdig ist schon,
dass der Handelsweg an der neuen Stadt vorbei führte, und auch das Kloster, das
Rudolf besonders am Herzen lag, blieb außen vor. Es lag extra muros im südlichen
Winkel der beiden sich kreuzenden Straßenzüge. Uber den Wonnentaler Weg
gelangte man von dort durch das Südtor zum „Markt". Von Osten her ebenfalls
in die Stadt zu gelangen, wäre eigentlich schicklich gewesen und erscheint
umso plausibler, wenn man sich der Bedeutung der von dort her einfallenden
„Brotstraße" vergewissert, deren Name sich nach mittelalterlicher Gepflogenheit
von der Hostien-Bäckerei des Klosters herleiten dürfte. Vielleicht sogar bezog
man vom Kloster her das tägliche Brot, ehe sich die Zunft der Bäcker in der
besagten Straße etablierte.5

In eben dieser Ost-West-Achse ließ sich der Stadtgründer selber nieder. Er wohnte
im „Westend", in der heutigen Eisenbahnstraße, unweit vom Stadtmittelpunkt
entfernt, wenn man das besagte Straßenkreuz als solchen begreifen möchte. Eine
leichte Anhöhe der örtlichen Gegebenheit hatte ihn offenbar bewogen, dort seinen
„Amtshof6 aufzuschlagen.6

Verband Rudolf II. von Usenberg mit seiner aufblühenden Marktstadt wirtschaftliche
Interessen, so sollte er deren zunehmende Prosperität - er starb 1259, zehn
Jahre nach der Gründung, - selber nicht mehr erleben. Ausschlaggebend für den
Aufschwung war die per Dekret von 1495 durchgeführte Einbindung der Stadt in
die von Frankfurt nach Basel fuhrende Bundesstraße.7 Das heißt, der schon damals
so bezeichnete Handelsweg führte jetzt mitten durch die Stadt hindurch, rund
250 Jahre nach ihrer Gründung. Als Warenumschlagplatz zwischen dem „unteren
Tor" in Norden und seinem Pendant dem „oberen" Südtor wurde er seiner Bestimmung
als „Hauptstraße" gerecht. Nicht von ungefähr wurde an diesem Straßenstück
das Rathaus errichtet, das wie der Bahnhof einer Fernstrecke Zielpunkt
war und sich zum Dreh- und Angelpunkt überregionalen Warenaustausches entwickelte
. Es artikulierte sich als das neue Zentrum bürgerlichen Selbstverständnisses
, während der Amtshof seine Vorrangstellung einbüßte.

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