http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2024/0065
3. Interpretation des Usenbergbrunnens
Historische Denkmäler erheben zumeist den Anspruch einnehmender
Idealisierung. Sie wecken mitunter patriotische Gefühle fragwürdigen Stolzes
und tragen gewiss nicht zur Schönheit unserer Städte bei, wenn sie in opulenter
Kriegsverherrlichung an politische Siege erinnern. Unser Brunnen hingegen will
lediglich erinnern: an den Gründer der Stadt und an das Gründungsjahr. Sein
Gestaltungsprinzip ist zweitrangig. Es ist stereotyp, alter Tradition verpflichtet
und von unzähligen anderen Städten her bekannt. Dort freilich sind es andere
Regenten, denen gehuldigt wird. In Freiburg zum Beispiel ist es Ritter Bertold
III., den die Bürgerschaft in Erinnerung ihrer Stadtgründung zum Säulenheiligen
erhoben hat. Der Bertoldsbrunnen (Abb. 5), 1807 nach einem Entwurf Friedrich
Weinbrenners erstellt, darf als das direkte Vorbild für den Üsenbergbrunnen
in Betracht gezogen werden. Ohne hier näher darauf einzugehen, lassen sich
im direkten Vergleich Parallelen auf Anhieb beobachten, wie die bekannte,
Abb. 5: Der in Freiburg im Jahre 1807 erstellte Bertoldsbrunnen, Lithographie von Carl Rösch,
1820, Freiburg i. Br., Städtische Sammlungen, Augustinermuseum.
64
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2024/0065