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Ihrem Ersuchen scheint jedoch nicht stattgegeben worden zu sein. Als am 30.
Dezember 1262 Schwester Anna Swebelin aus Endingen dem Kloster Wonnental
alle ihre Güter im Bann um Endingen übergab, wurde die Schenkungsurkunde
vom Tennenbacher Abt, Vaterabt Wonnentals, mitbesiegelt.20
Am 2. Juli 1263 bestätigte Papst Urban IV. die 1248 von Rudolf IL vollzogene
Schenkung des Patronatsrechts zu Amoltern und bezeichnete Wonnental
als Zisterzienserinnenkloster.21 Damit scheint die Ordenszugehörigkeit,
auch ohne erneuten Beschluss des Generalkapitels, endgültig festzustehen.
Ab diesem Zeitpunkt wurde Wonnental in allen weiteren Urkunden als
Zisterzienserinnenkloster angesprochen und behielt diese Ordenszugehörigkeit
bis zur Auflösung 1806.22
Die Etablierung als Zisterzienserinnenkloster
Nach fast 20 Jahren stand die von den Herren von Usenberg angestrebte
Ordenszughörigkeit fest und Wonnental konnte sich als Zisterzienserinnenkloster
etablieren. Das bedeutete auch eine Übernahme der zisterziensischen Liturgie. Im
Wonnentaler Handschriftenbestand der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe
findet sich ein zisterziensisches Graduale aus Wonnental, das um die Mitte des
13. Jahrhunderts entstanden sein muss.23 Es wurde also zu einem Zeitpunkt
hergestellt, zu dem Wonnentals Ordenszugehörigkeit noch nicht abschließend
geklärt war. Wo dieses Graduale geschrieben wurde und wie genau es in den
Besitz des Klosters kam, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich scheint jedoch,
dass es in einer externen Werkstatt oder einem anderen Kloster angefertigt
und im Zuge der Inspektionen in den Jahren 1250/51 von den visitierenden
Klöstern nach Wonnental gebracht, oder diesem vom Mutterkloster Tennenbach
bereitgestellt wurde. Womöglich wurde das Graduale aber auch von Rudolf II.
von Üsenberg in Auftrag gegeben, um seine rechtlichen Bemühungen um die
Ordenszugehörigkeit Wonnentals auch auf der spirituellen Ebene zu untermauern.
Mit dem Vorhandensein des Graduale wurde sichergestellt, dass die Wonnentaler
Nonnen die einheitliche zisterziensische Liturgie befolgten. Das Kloster war
damit nicht nur rechtlich und für die Außenwelt zisterziensisch, sondern auch in
der Gestaltung seines monastischen Alltags und seines spirituellen Innenlebens.
Dieses Graduale, in Abgrenzung zum sog. „Wonnentaler Graduale" als „älteres
Graduale" bezeichnet, verblieb auch in den folgenden Jahrhunderten im Kloster
und war, wie zahlreiche Benutzungsspuren des 15. bis 17. Jahrhunderts zeigen,
über mehrere Jahrhunderte hinweg in Gebrauch.
Wirtschaftliche Festigung und Blütezeit
Mit der Etablierung Wonnentals als Zisterzienserinnenkloster erfolgte auch eine
institutionelle und wirtschaftliche Festigung der Gemeinschaft. Bereits in den
1250er Jahren war Wonnental Empfängerin von Schenkungen und Jahrzeitstif-
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