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In die Zeit dieser beiden Äbtissinnen fällt das Abbatiat Johannes Zenlins
(1336-1353) im Mutterkloster Tennenbach und unter ihm die Entstehung des
prunkvollen Tennenbacher Güterbuches.37 Auch in Wonnental scheint diese
Zeit eine Phase des Umbruchs gewesen zu sein, wenn auch hier - im Gegensatz
zum Schwesternkloster Günterstal - kein vergleichbares Güterverzeichnis
angelegt wurde: Einerseits entstand das oben genannte „Wonnentaler Graduale"
als Ausdruck eines wohlhabenden, mit seiner Umwelt vernetzten Konvents.
Zum anderen taucht an einer Urkunde aus dem Jahr 1348 erstmals neben
dem Äbtissinnen- ein Konventssiegel auf.38 Gut 100 Jahre nach der ersten
urkundlichen Nennung des Klosters siegelte nun dessen Konvent eigenständig
neben der Äbtissin, das Kloster hat sich als Gemeinschaft konsolidiert. Das
Konventssiegel wird im Urkundentext auch explizit als solches bezeichnet: [so
hant wir] Eptischyn unser eygen Ingesigel gehencket an disen Brief und wir der
vorgenannt Convent zuo wunedal hant ouch unsers convents gemein Ingesigel
gehencket an diesen Brief39
Mit dem Tod Friedrichs von Üsenberg erlosch im Jahr 1357 die Kenzinger Linie
der Üsenberger und damit endete ihre Herrschaft in Kenzingen. Bereits 1352
hatte Friedrich Markgrafen Heinrich von Hachberg mit der Niederen Herrschaft
Usenberg belehnt, womit dieser der neue Stadtherr von Kenzingen wurde.
Nach Friedrichs Tod erhob Herzog Albrecht von Osterreich Anspruch auf die
Herrschaft, die daraufhin dem Markgrafen aberkannt wurde. Es folgten unruhige
Jahre, bis 1369 Herzog Leopold offiziell als Stadtherr eingesetzt war und ein neues
Stadtrecht ausstellte.40 Für Wonnental bedeutete der Tod Friedrichs von Üsenberg
den Verlust der Hauptstifterfamilie. Das Kloster scheint sich jedoch bis zu diesem
Zeitpunkt so gut etabliert zu haben, dass dieser Verlust und die Herrschaftswechsel
in Kenzingen zunächst keine Konsequenzen mit sich brachten. In den Jahren
1359 bis 1562 war sogar noch eine Angehörige der Familie, Anna von Üsenberg,
Äbtissin in Wonnental.41 Auch die Zins- und Immobilieneinkünfte nahmen vorerst
weiter zu und erreichten um 1400 ihren Höchststand.42
Nach 1400 ist ein Rückgang der Einkünfte, insbesondere der Jahrzeitstiftungen zu
verzeichnen und das Kloster erlebte wirtschaftliche Stagnation. Grund für diesen
Rückgang könnte ein Zusammenspiel mehrere Faktoren gewesen sein: Zum einen
könnte es sich um Spätfolgen der turbulenten Jahre und des Herrschaftswechsels
in Kenzingen handeln, die das Verhältnis zwischen Kloster und Bürgerschaft
veränderten und dazu führten, dass ehemalige Stifterinnen sich von Wonnental
abwandten. Die im frühen 15. Jahrhundert aufkommende Reformbewegung der
Mendikantenklöster und damit einhergehend das generelle Zurücktreten der
Zisterzienserinnen hinter observante Klöster ist ein weiterer Faktor, der sich auf das
Stiftungsverhalten auswirkte. Eine Verlagerung der Stiftungstätigkeit, nicht auf ein
observantes Mendikantenklöster, sondern ein anderes Zisterzienserinnenkloster,
ist beispielhaft für die Familie der Zoller von Kenzingen zu beobachten:
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