Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
42., 43. und 44. Jahrgang, Jubiläumsband „775 Jahre Stadt Kenzingen“.2022-2024
Seite: 101
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Es handelt sich zudem um einen Bereich, in dem es regelmäßig zu einem mehr
oder weniger intensiven Kontakt zwischen den geistlichen Frauen, den Vateräbten
und den Klosterschaffnern kam.17 Nicht zuletzt werden hier HandlungsSpielräume
der Nonnen sichtbar.

Die drei Frauenzisterzen verfugten über Wirtschaftshöfe in der Nähe des
jeweiligen Klosters. Während hier ein Hofmeister saß, hatte der Schaffner oder
Prokurator die Verantwortung für die Verwaltung der gesamten Wirtschaft inne.
1321 verfügte das Generalkapitel in Citeaux, dass jedes Frauenkloster wegen
der weiblichen Schwäche einen Prokurator benötige, der mit Zustimmung des
Vaterabtes bestellt werde.18 Konversen, die der Äbtissin unterstellt waren, führten
in der Regel die Stadthöfe etwa in Breisach, Freiburg oder Kenzingen, um dort
den Verkauf der klostereigenen Produkte zu organisieren. Daneben begegnen aber
auch immer wieder Klosterfrauen, die selbständig Rechtsgeschäfte ausführten.
So machten sich im Jahr 1419 die Klosterfrau Katharina Ampringer und die
Schaffnerin Ursel Löserin auf die beschwerliche Reise nach Waldkirch, um in
einem Rechtsstreit ihr Kloster Wonnental vor Gericht zu vertreten.19 Wir treffen
also zwei Zisterzienserinnen, die infolge ihres Gelübdes in der Abgeschiedenheit
ihres Klosters und vor allem in der Klausur leben sollten, ganz selbstverständlich
bei der Erledigung von weltlichen Geschäften. Das Verlassen der Klausur geschah
mitunter mit Erlaubnis des Vaterabtes oder wenigstens in Abstimmung mit ihm.
Bereits ein Statut des Generalkapitels von 1220 sah diese Möglichkeit vor.20 Dass
dies nicht als ungewöhnlich empfunden wurde, zeigen auch in einem Günterstaler
Codex überlieferte Gebete für Nonnen, die auf Reisen unterwegs sind.

Oftmals waren Verwandte in den Klöstern, die ihre Leibgedinge einander vererbten
und Kontakte zu ihren Familien in den Städten pflegten. So lebten um 1319 in
Kloster Marienau die drei Schwestern Adelheid, Agnes und Katharina sowie ihre
Cousine Petronella, die gemeinsam ein Haus in Breisach kauften, das nach ihrem
Tod dem Kloster zufallen sollte. Dieses verpflichtete sich dafür, die Memoria des
Vaters der Geschwister zu pflegen und den Hauszins zur Aufbesserung der Nahrung
der Konventualinnen zu gebrauchen. Kontakte zur Außenwelt waren nötig, um
weitere Stiftungen zu erlangen, zumal die Konkurrenz der Niederlassungen
anderer Orden gerade im städtischen Bereich bei der Pflege des Seelenheils und
der Memoria zunahm. In Freiburg gab es in dieser Zeit sechs Frauenklöster.
Neben Günterstal waren dies St. Agnes, St. Katharina, ein Reuerinnen-, ein
Klarissenkonvent und Kloster Adelhausen.21 Kommunikation mit der Familie
aber auch der städtischen Umgebung erwies sich daher als überlebenswichtig.

Zahlreiche Urkunden zeigen Mitglieder der Familie Snewlin, die in der ersten
Hälfte des 14. Jahrhundert mit Johann Snewlin den Bürgermeister von Freiburg
stellte, als Konventualinnen in Günterstal.22 Mit Junta von Snewlin begegnet
bereits 1295 eine Nonne, die als einzige namentlich genannte Zeugin einer
Urkunde hinter dem Prior Heinrich von Tennenbach und dem Bruder Heinrich

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