Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
42., 43. und 44. Jahrgang, Jubiläumsband „775 Jahre Stadt Kenzingen“.2022-2024
Seite: 110
(PDF, 79 MB)
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Das S (zu Spiritus domini) auf Goldgrund stellt das Pfingstwunder der Ausgießung
des Heiligen Geistes dar: Im unteren Bogen Maria Magdalena als Apostola
Apostolorum, flankiert von acht Aposteln, im oberen Bogen zentral die weiße
Taube (fol. HOr, Abb. 4). Die beiden letzten historisierten Initialen im Temporale
stehen zum Dreifaltigkeitssonntag und zum Fronleichnamsfest, dessen Einfuhrung
im Jahr 1318 den terminus post quem für die Entstehung des Gr aduale festlegt.13
Die B-Initiale zu Trinitatis zeigt im oberen Bogen Gottvater auf einer Wolke,
von ihm aus geht der Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Im unteren Bogen
steht Christus mit Nimbus und Stigmata vor einem knienden Mönch (fol. 116v).
Die Filigraninitiale zu Fronleichnam zeigt das Motiv der eucharistischen Vision
des Kindes auf der Hostie: ein vor dem Altar stehender Priester hebt die Hostie
empor, auf der das Jesuskind erscheint (fol. 118r). Im Temporale finden sich
insgesamt acht historisierte Initialen, die allesamt in inhaltlichem Zusammenhang
mit dem jeweiligen Fest stehen. In ihrer Verteilung konzentrieren sie sich mit dem
1. Adventssonntag, der Weihnachtsmesse und Epiphanie sowie der Oster- und
Pfingstmesse auf die zwei wichtigsten Hochfeste des Kirchenjahres und setzen
dahingehend Akzente.

Auf das Sanctorale fallen insgesamt 11 historisierte Initialen, deren Darstellungen
in den meisten Fällen ebenfalls inhaltlich mit den jeweiligen Heiligenfesten
zusammenhängen. Dieser Zusammenhang lässt sich jedoch nicht überall auf
den ersten Blick erschließen. Ein Beispiel hierfür ist das Fest Papst Marcellus'
I, gefeiert am 16. Januar. Obwohl es sich hierbei nicht um ein Hauptfest handelt,
ist die Introitus-Initiale auf Goldgrund reich ausgestaltet: Sie zeigt im unteren
Bogen des ,S' die Mantelteilung des heiligen Martin, im oberen Bogen die
Legende der Auferweckung der getöteten Scholaren des Nikolaus von Myra (fol.
142v). Keine der beiden Szenen bezieht sich auf den hier gefeierten Heiligen,
Papst Marcellus. Womöglich liegt eine Verwechslung durch den Illuminator vor,
der sich am gleichlautenden Text der drei Heiligenfeste orientierte und diese so
durcheinanderbrachte.24 Die Feste des heiligen Martin, des Marcellus und des
Nikolaus von Myra werden nämlich alle mit dem gleichen Introitus Statuit ei
Dominus eingeleitet. Es könnte sich aber auch um einen Verweis auf die beiden
anderen Feste handeln, bei denen der Introitus nicht mehr komplett, sondern
lediglich als Paraphrase aufgenommen wurde (fol. 204v und fol. 207v). Ein
ähnlicher Fall liegt auch beim Fest der heiligen Agathe, gefeiert am 5. Februar,
vor. Die reich ausgestaltete G-Initiale zeigt den Marientod (fol. 154r) der in
inhaltlicher Verbindung zum Fest Mariä Himmelfahrt steht. Dieses Fest wiederum
wird, genau wie im oben beschriebenen Beispiel, mit dem gleichen Introitus wie
das Fest der heiligen Agathe, Gaudeamus omnes, eingeleitet. Auch hier könnte
die vermeintliche Verwechslung gewollt sein, um einen Verweis zwischen den
beiden gleichlautenden Texten herzustellen.

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