Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
42., 43. und 44. Jahrgang, Jubiläumsband „775 Jahre Stadt Kenzingen“.2022-2024
Seite: 113
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Clara von Tigesheim war erst Priorin in Wonnental, danach für ein oder maximal
zwei Jahre im Amt der Äbtissin. Als solche ist sie lediglich in einer Urkunde
aus dem Jahr 1347 belegt, im September 1348 wird bereits Sophia Meierin als
Äbtissin genannt.28 Sie ist außerdem nicht die einzige Wonnentaler Äbtissin des
14. Jahrhunderts, deren Wappen im Graduale aufgenommen wurde: Die Zoller
von Kenzingen und die Üsenberger, deren Wappen sich ebenfalls im Graduale
finden, stellten im 14. Jahrhundert auch Äbtissinnen in Wonnental. Warum
sich ausgerechnet Clara von Tigesheim, deren Amtszeit so viel kürzer war als
beispielsweise die ihrer Nachfolgerin Sophia Meierin, in der Forschung als
Anhaltspunkt für die Datierung etablierte, ist unklar. Womöglich steht diese
Annahme im Zusammenhang mit der Entstehung des Tennenbacher Güterbuches:
Johannes Zenlin (1336-1353), unter dessen Abbatiat das Güterbuch entstand, war
im Amt und damit Vaterabt von Wonnental, als Clara von Tigesheim als Äbtissin
eingesetzt wurde.29 Auf diese zeitliche Korrelation geht die Klosterhistoriographie
des 17. und 18. Jahrhunderts dezidiert ein: Ein „Abriß der Geschichte des Closters
Wonnenthal" aus dem Jahr 1738 führt Clara von Tigesheim als Äbtissin der Jahre
1347-1350 auf und vermerkt, sie sei unter dem „ehrhaften Johannes Zehlin, Abtes
zu Thennenbach der 11." Äbtissin gewesen.30

Gleiches schrieb auch Konrad Burger in seiner 1659 abgefassten Chronik des
Zisterzienserinnenklosters Wonnental und fügte noch hinzu, dass er zu ihrer
Amtszeit nichts Besonderes zu berichten wisse.31 Ein Zusammenhang zwischen
Clara von Tigesheim und dem Wonnentaler Graduale wird in diesen Texten nicht
hergestellt, wohl aber die Verbindung zwischen ihr und dem Abt Johannes Zenlin.
Die Betonung dieser zeitlichen Korrelation zwischen Clara von Tigesheim und
Johannes Zenlin, zusammen mit der Aufnahme des Tigesheimer Wappens im
Wonnentaler Graduale könnte ein Grund dafür sein, dass Clara von Tigesheim
in der Forschung als Äbtissin des Graduale verhandelt wird. Möglich wäre aber
genauso eine Entstehung des Graduale unter Claras von Tigesheim Vorgängerinnen
Cecilia Zollerin oder Margarethe, oder ihrer Nachfahrin, der bereits erwähnten
Sophia Meierin. Von Margarethe und Sophia finden sich allerdings keine Wappen
im Graduale. Die Datierung der Handschrift wirft also nach wie vor Fragen auf.
Genauso ist die Frage nach dem Entstehungsort nicht abschließend geklärt.

Aufschluss hierüber kann der Abgleich mit dem älteren Graduale des 13.
Jahrhunderts geben, welches vermutlich im Zuge der Inkorporation nach
Wonnental gelangte:32 Dieses ältere Graduale diente vermutlich als Vorlage
für das 100 Jahre jüngere Wonnentaler Graduale. Das wiederum ist ein starkes
Indiz dafür, dass letzteres, abgesehen von den historisierten Prachtinitialen, in
Wonnental selbst entstanden ist.33 Die beiden Gradualien weisen eine weitgehende
Entsprechung in Inhalt, Aufbau und Verteilung der Initialen und Lombarden auf
- die illuminierten Prachtinitialen des Wonnentaler Graduale sind auch im älteren
Graduale die größten und aufwändigsten Filigraninitialen, die sich von den

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