Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
42., 43. und 44. Jahrgang, Jubiläumsband „775 Jahre Stadt Kenzingen“.2022-2024
Seite: 116
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Der Straßburger Bischof

Die das Graduale einleitende Initiale zum 1. Adventssonntag, der Zweig Jesse,
wird flankiert von zwei Figuren: einer Zisterzienserin als Repräsentantin des
Klosters, dem das Graduale gehörte, und einem Bischof. Die Zisterzienserin ist
mit keinem Wappen ausgestattet, dem Bischof hingegen wurde das Wappen der
Diözese Straßburg beigefügt. Hinsichtlich der Zugehörigkeit Wonnentals zur
Diözese Konstanz erscheint es auf den ersten Blick verwunderlich, dass an dieser
Stelle nicht der Konstanzer, sondern der Straßburger Bischof aufgenommen
wurde. Ein näherer Blick auf die Entstehungs- und Inkorporationsphase
Wonnentals kann hier Erklärungen liefern. Dem Straßburger Bischof in der Person
Heinrichs von Stahleck (1245-1260) kam eine tragende, wenn nicht initiierende
Rolle im Inkorporationsprozess Wonnentals zu. Zusammen mit zahlreichen
Adligen wandte er sich 1248 an das Generalkapitel des Zisterzienserordens mit
der Bitte, Wonnental einer Inspektion zu unterziehen und trat damit in direkte
Verbindung mit dem zu diesem Zeitpunkt noch jungen Konvent.45 Nicht zuletzt
pflegte Heinrich von Stahleck ein enges Verhältnis zu Rudolf II. von Üsenberg,
dem anderen zentralen Akteur in der Etablierung Wonnentals.

Die Herren von Usenberg und die Zoller von Kenzingen

Nicht überraschend sind die Usenberger im Graduale am prominentesten vertreten.
Ihr Wappen findet sich zu Johannes Evangelista (27. Dezember, Abb. 5), zum Fest
der heiligen Katharina (25. November) und zum Fest des Erzengels Michael (29.
September, Abb. 6). Damit wird die zentrale Rolle zum Ausdruck gebracht, die
ihnen, allen voran Rudolf II. von Üsenberg, für die Anfange und Inkorporation
Wonnentals zukommt.46

Nicht nur sind sie im überlieferten Urkundenbestand das von der Mitte des
13. Jahrhunderts bis zum Ende des 14. Jahrhunderts am stärksten vertretene
Geschlecht, sondern sie betrachteten sich auch selbst als besondere Schutzherren
des Klosters und wurden von anderen als solche angesehen. Am 27. Mai 1254
empfahl Papst Innozenz IV. dem „Herren von Usenberg" und seiner Frau das
Kloster Wonnental ihre Obhut,47 und in einem Brief Hessos und Rudolfs III. von
Usenberg an Papst Urban IV. im Jahr 1286 bezeichneten diese ihren Vater Rudolf
II. von Üsenberg als fundator, also Gründer des Klosters Wonnental.48 Als Gründer
(Fundatoren und Gutthaeter) werden die Usenberger auch auf der Kenzinger
Gedenktafel geführt.49 Die enge Beziehung der Familie zum Kloster beschränkt
sich nicht auf die Gründungszeit Wonnentals, sondern zieht sich auch im 14.
Jahrhundert fort und Wonnental fungierte als „Hauskloster" der Usenberger.50
Neben dem Hauptstifter Rudolf IL, der am 16. August 1259 im Kloster Wonnental
beigesetzt wurde,51 vermerkt Burgers Chronik zahlreiche weitere Angehörige der
Familie, die im Laufe des 14. Jahrhunderts im Kloster ihre Grablege erhielten.

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