http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2024/0145
„Das monumentale Erscheinungsbild, das mit der Errichtung einer so großzügigen
Anlage beabsichtigt war, ist damit verlorengegangen. Es ist ein differenziertes
Ensemble entstanden"2, wo heute - ganz anders als früher - rundherum das
tägliche Leben stattfindet. Diese Kleinteiligkeit innerhalb der großen Struktur
und die Alltäglichkeit vor dem Hintergrund einer langen Geschichte machen den
besonderen Reiz Wonnentals aus.
Heute sind sich nur wenige Menschen bewusst, welches Gesamtjuwel Wonnental
ist, sein könnte - allein der Name ist schon Thema - ein guter Ort an der Elz, in
der fruchtbaren Aue der „Alten Landstraße" - ein Stück altes Kenzingen. Es hätte
zwischen all den zahlreichen Riesenschildern der Großmärkte in seiner nächsten
Umgebung ein würdiges Hinweisschild verdient, wie im Nachbarland Frankreich
etwa ein Schild mit Symbol und Schrift: Historisches Monument. Aber dieses
Schild war auf Antrag der AgGL zu viel - daher störend, meinte man von Amts
wegen...
In diesem Kloster-Gebäudekomplex lebten bis fast zur Jahrtausendwende zwei
ältere Frauen, die beiden Schwestern Elisabeth und Berta - in beispielloser
Einfachheit, dabei mutig, offen, redselig und bestimmt - zwei Originale! Begegnete
man ihnen, besonders Elisabeth „Liesel", so begann sie ein wesentliches Gespräch
- small talk kannte sie nicht und hätte auch keinen geführt. Sie konnte sich
energisch durchsetzen, kämpfte geradeheraus für Wahrheit und Recht. Insofern
war sie auch emanzipiert, sie sprach mit Männern „auf gleicher Ebene".
Abb. 2: Liesel Spies (re.) und ihre Schwester Berta nach ihrem „Tagwerk" in ihrer „Stube". Wie
immer in ursprünglicher Freude über ein gutes Gespräch. Foto: Wilhelm Schneebeli, 1993. Archiv
AgGL.
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